Kuba / Wirtschaft

Kuba erweitert Devisenhandel: Neue Dollar-Geschäfte in allen Provinzhauptstädten

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Experten bei der Vorstellung der temporalen Dollarisierung
Experten bei der Vorstellung der temporalen Dollarisierung

Havanna. Kubas Regierung hat weitere Details zu der geplanten Ausweitung von Verkäufen in Dollar und anderen Devisenwährungen bekannt gegeben. Im Rahmen einer Sondersendung kündigten Vertreter des Wirtschaftsministeriums, der Zentralbank und des Handelsunternehmens Cimex an, dass in jeder Provinzhauptstadt mindestens ein Devisengeschäft eröffnen soll.

Kubas stellvertretende Wirtschaftsministerin Mildrey Granadillo de la Torre betonte in der Sendung den temporalen Charakter der Maßnahme. "Wir möchten in Richtung einer Entdollarisierung voranschreiten. Dabei haben internationale Erfahrungen gezeigt, dass eine Entdollarisierung ohne die Schaffung entsprechender Voraussetzungen negative Effekte haben kann. Aus diesem Grund haben wir angesichts des Devisenmangels die teilweise Dollarisierung der Wirtschaft als kurzfristige Übergangsmaßnahme beschlossen", so die Ministerin.

Die Strategie zur "Ausweitung der Teil-Dollarisierung der Wirtschaft" wurde vergangenen September beschlossen. Zunächst stellten 100 kleinere Geschäfte um, die meisten davon Tabakgeschäfte oder Tourismuseinrichtungen. Im Januar eröffnete mit "3ra y 70" in Havannas Stadtteil Miramar zum ersten Mal ein größerer Supermarkt, der ausschließlich bare US-Dollar, andere Fremdwährungen oder entsprechend gedeckte Kreditkarten akzeptiert, was für Aufsehen sorgte.

Vergleichbare Geschäfte soll es nun in allen Provinzen geben, allerdings wird deren Anzahl begrenzt bleiben. Dollarverkäufe benötigen eine zentrale Genehmigung, die eine vorherige Prüfung sozio-ökonomischer Faktoren des jeweiligen Ortes einschließt.

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Die Fehler der Verkäufe in der 2020 eingeführten Rechnungswährung MLC (Moneda libremente convertible), deren Sortiment bereits nach wenigen Monaten stark reduziert war, sollen diesmal vermieden werden. Dollargeschäfte müssen die logistische und finanzielle Absicherung ihrer Lieferanten garantieren können, um für ein konstantes Sortiment zu sorgen.

Wie de la Torre erklärte, werden die Dollarverkäufe zudem einen wichtigen Beitrag zur Belebung der Wirtschaft leisten, indem von Seiten der Geschäfte Verträge mit nationalen Produzenten geschlossen werden müssen. Damit sollen für Unternehmen sämtlicher Eigentumsformen neue Möglichkeiten zum Erwerb von Devisen entstehen. Dies soll die Grundlagen für die geplante Schaffung eines funktionierenden Devisenmarkts legen.

Tatsächlich sind bereits zum Beginn in den Dollargeschäften neben Importprodukten auch zahlreiche in Kuba hergestellte Waren erhältlich, wobei sowohl große Joint-Ventures wie der Drogeriewarenproduzent Suchel Camacho als auch private KMU zum Zug kommen.

Wie der stellvertretende Zentralbankchef Alberto Javier Quiñones Betancourt betont, wird gleichzeitig weiter am MLC festgehalten. Konten und Karten in MLC werden parallel zu jenen in Pesos und US-Dollar existieren. Die im Januar 2024 eingeführte Devisen-Prepaidkarte "Tarjeta Clásica", mit der in Dollargeschäften eingekauft werden kann, soll indes bald neue Funktionen erhalten und in die Bezahlapps EnZona und Transfermóvil integriert werden.