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Regierung von Kuba führt Sammeltaxi-Kooperativen in Havanna ein

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"Taxis ruteros": 60 PKW der Marken Lada und Huyndai fahren nun in der Hauptstadt
"Taxis ruteros": 60 PKW der Marken Lada und Hyundai fahren nun in der Hauptstadt von Kuba, Havanna

Havanna. Mit neuen Sammeltaxis will die sozialistische Regierung in Kuba den privaten Dienstleistern Konkurrenz machen und die Transportsituation in der Hauptstadt Havanna verbessern. Die neuen "Taxis ruteros" (Linientaxis) fahren wie die privaten Sammeltaxis feste Linien entlang des Busnetzes ab, der Preis ist mit fünf Pesos pro Zwischenhalt jedoch deutlich moderater. Am 22. Mai nahm der neue Service in einer ersten Teststrecke den Betrieb auf.

Es solle sich um eine dauerhafte Lösung handeln, sagte Kubas Vizeministerin für Transport, Marta Oramas Rivero, auf einer Pressekonferenz. Zwei Kooperativen kümmern sich darum, die häufig frequentierte Route vom Stadtteil La Lisa bis zur Altstadt zu bedienen. Für einen beliebigen Zwischenhalt werden unabhängig vom Ort des Einsteigens fünf Pesos (etwa 0,20 Euro) fällig, die gesamte Strecke kostet 15 Pesos und ist damit mindestens ein Viertel günstiger als die Preise der privaten Dienstleister, die in der Regel bei zehn Pesos für einen Streckenabschnitt beginnen.

Die Route La Lisa – Parque Fraternidad wurde aufgrund des großen Passagieraufkommens ausgewählt. Bisher verkehren dort etwa zehn Busse in einer Frequenz von sieben bis zwölf Minuten, was nicht annähernd ausreicht. Die neuen Routentaxis sind vor allem als Ergänzung des Busnetzes und Konkurrenz zu den privaten Dienstleistern gedacht, die in jüngster Zeit in einen Preiskampf mit der Regierung gerieten.

Nach der Einführung von Preisobergrenzen für private Taxifahrer im August 2016 wurden die Preise im Februar dieses Jahres nochmals fast auf das Niveau der neuen Kooperativen-Taxis festgelegt. Viele Fahrer übten sich daraufhin in Folge der verstärkten Kontrollen in passivem Streik oder versuchten, mit den alten Preisen weiterzuarbeiten. Sie beklagten sich vor allem über die teuren Kraftstoffpreise sowie die schlechte Versorgung mit Ersatzteilen. Insgesamt wurden in den vergangenen Monaten rund 100 der 5.000 Taxifahrer Havannas mit einem vorübergehenden Lizenzentzug bestraft.

Die Taxis auf genossenschaftlicher Basis dürften trotz niedriger Festpreise rentabel arbeiten können, da für sie andere Regeln gelten als für private Dienstleister. Der Staat verkauft den Kooperativen Benzin zu subventionierten Preisen, zudem genießen sie steuerliche Vorteile. Die beiden Transportkooperativen stellen zunächst 60 PKW der Marken Lada und Hyundai sowie fünf chinesische Kleinbusse mit je elf Sitzplätzen zu Verfügung.

Mit dem neuen Service will das Transportministerium nicht nur die Situation mit den Sammeltaxis entschärfen, sondern auch die "guten Sitten" in diesem Geschäft fördern. Unfreundlichkeit, Feilscherei und mangelnde Professionalität charakterisierten schon lange den privaten Transportsektor auf Kuba, mit dem genossenschaftlichen Angebot wolle das Ministerium wieder eine "Kultur des Respekts" etablieren. "Wir setzen auf die Mitarbeit der Bevölkerung", sagt Vizeministerin Oramas Rivero. Bei Problemen oder Fehlverhalten sei das Ministerium für jeden Hinweis dankbar, der an eine eigens eingerichtete Telefonnummer gerichtet werden kann. Man arbeite bereits an der Ausdehnung des Service auf andere Strecken.

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