Drei Staatsbürger Kolumbiens durch russische Rakete in der Ukraine verletzt

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Außenministerium von Kolumbien legt Protest gegen militärisches Vorgehen Russlands in der Ukraine ein
Außenministerium von Kolumbien legt Protest gegen militärisches Vorgehen Russlands in der Ukraine ein

Kramatorsk/Bogotá. Bei einem Raketenangriff der russischen Streitkräfte in der ukrainischen Stadt Kramatorsk sind drei kolumbianische Staatsbürger verletzt worden. Ein Einschlag am Dienstag traf das Restaurant Ria Pizza, dabei wurden nach ukrainischen Angaben zwölf Menschen getötet und etwa 60 verletzt. Unter den leicht verletzten waren die Journalistin Catalina Gómez, der Schriftsteller Héctor Abad Faciolince und der ehemalige politische Funktionär Sergio Jaramillo.

Der kolumbianische Präsident Gustavo Petro erklärte zu dem russischen Angriff: "Russland hat drei wehrlose kolumbianische Zivilisten angegriffen. Dies verstößt gegen die Protokolle zum Krieg". Er hoffe, dass die Betroffenen wohlbehalten nach Hause zurückkehren werden und beauftragte sein Außenministerium mit einer diplomatischen Protestnote.

Dieses verurteilte "energisch" den "inakzeptablen Angriff der russischen Streitkräfte auf ein ziviles Ziel".

Das zerstörte Ria Pizza war ein von Militärs, Journalisten und Mitarbeitern von Nichtregierungsorganisationen stark frequentiertes Lokal in Kramatorsk.

Der Sprecher des Kremls Dmitri Peskow äußerte gegenüber Jounalisten, dass Russland "keine zivile Infrastruktur" angreife, "sondern Einrichtungen, die auf die eine oder andere Weise mit militärischer Infrastruktur verbunden sind".

Die russische Botschaft in Bogotá äußerte sich inzwischen auf ihrem offiziellen Twitter-Account zu den Vorfällen: "Wir bedauern die Ereignisse in Kramatorsk zutiefst". Die diplomatische Vertretung warnte jedoch vor dem Aufenthalt in der "Stadt nahe der Frontlinie, die zu einem militärisch-logistischen und operativen Zentrum umfunktioniert wurde". Die kolumbianische Wochenzeitung Semana erwähnte Berichte ukrainischer Medien "über die Anwesenheit ausländischer Militärausbilder in der Stadt".

Die betroffenen Kolumbianer waren nach eigenen Angaben vor Ort, um Informationen für ihr Projekt zur Unterstützung der Ukraine zu sammeln. Abad und Jaramillo waren demnach in die Ukraine gereist, um "die Solidarität Lateinamerikas mit dem ukrainischen Volk angesichts der barbarischen und illegalen russischen Invasion zu bekunden". Sie wollten über die Twitter-Kampagne "Halte durch Ukraine" informieren, die "neue Verbindungen zwischen der lateinamerikanischen Zivilgesellschaft und der ukrainischen Bevölkerung" schaffen will.

Die Vorfälle in Kramatorsk haben die Regierung von Kolumbien unter Druck gesetzt. Präsident Gustavo Petro verfolgt im Ukrainekonflikt eine Politik der Neutralität und hat sich der Aufforderung des Westens, Waffen an die Ukraine zu liefern, widersetzt. Den Sanktionen gegen Russland hat sein Land sich nicht angeschlossen.

Zuletzt hatte sich Petro in einem ausführlichen Interview mit der spanischen Zeitung El País für einen Friedensdialog zwischen den Kriegsparteien ausgesprochen. Er kritisierte scharf die doppelten Standards bei der Verurteilung von Invasionen. Unter anderem wegen der internationalen Auswirkungen auf dem Nahrungsmittel- und Düngermarkt sei sein Land "nicht daran interessiert, dass dieser Krieg weitergeht".

"Ich sage nicht, dass es einfach ist, den Krieg in der Ukraine zu beenden", führte er aus. "Aber wenn wir aufhören würden, die Ukraine als Nato-Territorium zu betrachten, das um jeden Preis verteidigt werden muss, hätten Russen und Ukrainer eine größere Chance, sich an einen Tisch zu setzen und den Krieg zu beenden", erklärte Petro seine Position.