Kolumbien / Politik

Kolumbien: Bevölkerung wird in Friedensprozess einbezogen

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In vier Arbeitsgruppen diskutierten in Kolumbien unabhängige Medienschaffende mit Delegierten der ELN und der Regierung
In vier Arbeitsgruppen diskutierten in Kolumbien unabhängige Medienschaffende mit Delegierten der ELN und der Regierung

Bogotá. Die aktive Beteiligung aller Sektoren der kolumbianischen Gesellschaft am Friedensprozess zwischen der Regierung und der ELN-Guerilla (Nationale Befreiungsarmee) hat am Freitag offiziell begonnen.

Im Beisein von fünf Unterhändlern der ELN und Senator Iván Cepeda als Delegiertem der Regierung fanden sich mehr als 200 Vertreter:innen alternativer und unabhängiger Medien aus allen Regionen in der Hauptstadt Bogotá ein. In vier Arbeitsgruppen diskutierten sie, wie die Beteiligung der Gesellschaft gestaltet werden soll, welche Rolle die alternativen Medien dabei spielen und wie eine gefahrenfreie Berichterstattung für die Reporter:innen in allen Winkeln des Landes gewährleisten werden kann, so dass die Bevölkerung detailliert über die Arbeit des "Beteiligungskomitees" informiert wird. Dieses Komitee wird künftig Vorschläge aus der Bevölkerung sammeln und an den Verhandlungstisch bringen.

Die Delegation der ELN-Guerilla hat am Montag in einem Schreiben über X (vormals Twitter) bekannt gegeben, wie die Teilhabe der Gesellschaft am Friedensprozess vonstattengehen soll. Demnach werden in den kommenden Monaten zwanzig Sektoren aus verschiedenen sozialen Bereichen, welche die Vielfalt des südamerikanischen Landes repräsentieren, gemeinsam mit dem Beteiligungskomitee eine Strategie für die Integration der Zivilgesellschaft bei der Friedensfindung ausarbeiten.

Die ELN und die erste Linksregierung Kolumbiens haben im vergangenen November Friedensgespräche begonnen, deren vierte Runde bereits abgeschlossen wurde. Die Unterhändler:innen beider Seiten haben vereinbart, dass die Bevölkerung beim aktuell laufenden Friedensprozess erstmals in solch einem Ausmaß aktiv beteiligt werden soll, um ein nachhaltiges Friedensabkommen zu erreichen. Dieses "Große Nationale Abkommen" (Gran Acuerdo Nacional) soll bis Mai 2025 abgeschlossen werden.

Laut dem von der ELN veröffentlichten Dokument sollen diesen Monat ebenfalls historisch vernachlässigte Teile der Gesellschaft, wie indigene und afro-kolumbianische Gemeinschaften, informelle Arbeiter:innen, Kinder und Jugendliche sowie Umweltaktivist:innen mit dem Beteiligungskomitee zusammenkommen.

Zwischen November und Dezember sind in einem weiteren Schritt Zusammenkünfte mit Schüler:innen, Glaubensgemeinschaften, Menschenrechtsverteidiger:innen, Frauen sowie Opfern des internen bewaffneten Konflikts und Häftlingen geplant. Zudem sind zehn regionale Treffen vorgesehen.

Währenddessen werden sich weitere Organisationen wie die von Akademiker:innen der öffentlichen und privaten Universitäten des Landes und die der Jugendlichen, die sich intensiv bei den Protesten des Jahres 2021 beteiligt haben, zusammenfinden und ihre Ideen zur Gestaltung der Teilhabe der Zivilgesellschaft an einem nachhaltigen Frieden zusammentragen.