Venezuela / Karibik

Der Tyrannei des Dollars entkommen

PetroCaribe-Gipfel stärkt regionale Einheit

Basseterre/Saint Kitts and Nevis. Auf dem VI.PetroCaribe-Gipfel beschlossen die Vertreter der achtzehn Mitgliedsstaaten am vergangenen Freitag (12.6.2009) die Zusammenarbeit im Energiebereich, die Suche nach alternativen Energiequellen und den Austausch von benötigten Lebensmitteln zu vertiefen. Das Treffen fand in der Hauptstadt Basseterre der föderalen Inselgruppe Saint Kitts and Nevis statt. Diese gehört zu den Kleinen Antillen.

Im Mittelpunkt des Treffens stand die Diskussion über neue Energieabkommen, die Reaktion auf die Weltwirtschaftskrise und die Erforschung alternativer Energiequellen. Venezuelas Präsident Hugo Chávez berichtete den Anwesenden von den Gesprächen, die er mit seinen Amtskollegen in Honduras und Nicaragua geführt habe, um dort gegebenenfalls Energie aus geothermischen Quellen zu gewinnen. Darüber hinaus schlug der Comandante der Bolivarianischen Revolution vor, die geographischen Eigenschaften der Karibik zu nutzen, um Wind- und Sonnenkraft für die Stromgewinnung einzusetzen.

Ein weiterer inhaltlicher Schwerpunkt war der Ausbau der gegenseitigen Versorgung mit Lebensmitteln. Die meisten Karibikstaaten leiden unter Nahrungsmittelknappheit. Grundnahrungsmittel müssen vielfach gegen teure Devisen importiert werden. In diesem Zusammenhang erinnerte Chávez erneut an die Notwendigkeit, eine eigene südamerikanische Einheitswährung einzuführen, um "der Tyrannei des Dollars" zu entkommen. Der Venezolaner verwies darauf, dass die Mitgliedsstaaten der Bolivarianischen Alternative der Amerikas (ALBA) in diesem Jahr ein entsprechendes Politprojekt starten werden. Dabei geht es um den Aufbau eines regionalen Kompensationssystems, das den US-Dollar überflüssig machen soll.

Abschliessend kamen die Petrocaribe-Staaten überein, dass sie bei der nächsten UN-Vollversammlung ihren Zusammenschluss als ein erfolgreiches Beispiel für die Süd-Süd-Kooperation präsentieren werden. Der Premierminister des Gipfelgastlandes, Denzil Douglas, sagte über die Bedeutung des Verbundes für seinen Inselstaat: "Petrocaribe wird helfen, neue wirtschaftliche Verbindungen aufzubauen, um die Tourismusindustrie (die Haupteinnahmequelle des Landes) zu stärken, ebenso wie die Bildung und den Ausbau der Agrarindustrie". Das PetroCaribe- und ALBA-Mitglied Dominica ist einen Schritt weiter: Auf der Karibikinsel weihte Chávez nach dem Gipfel eine staatseigene Fabrik zur Lagerung und zum Vertrieb von 35000 Barrel Kraftstoffen und Haushaltsgas ein. Das Projekt war vor zwei Jahren beschlossen worden. "Jetzt seid ihr nicht mehr von internationalen Unternehmen abhängig, die Öl in Venezuela kauften und dann hierhin kamen, um es zum doppelten und dreifachen Preis zu verkaufen", sagte Chávez.

Petrocaribe entstand am 29. Juni 2005 mit zunächst vierzehn Mitgliedsstaaten. Zur Zeit berät die Gruppe über die Aufnahme weitere Beitrittskandidaten. Der Verbund geht auf eine Initiative des Öllandes Venezuela und dessen Präsidenten zurück. Die Bolivarianische Republik verkauft den Petrocaribe-Ländern Öl zu Vorzugspreisen.

Venezuelas Ölminister Rafael Ramírez berichtete auf dem Gipfel, dass PetroCaribe den Mitgliedern geholfen habe, 1,4 Milliarden US-Dollar zu sparen. Zwischen 2005 und 2008 sei die Ölversorgung von 59000 Barrel pro Tag auf 118000 Fässer gestiegen. Elf PetroCaribe-Staaten investierten mittels der ALBA-Caribe-Bank 222 Millionen US-Dollar in 84 soziale Entwicklungsprojekte. Als Beispiel nannte Ramírez den Austausch von herkömmlichen Glühbirnen gegen zehn Millionen Energiesparlampen auf Dominica. In Nicaragua wurden 1,8 Millionen Leuchtmittel ausgewechselt und somit die Stromrechnungen und der Energiebedarf gesenkt. Chávez äußerte sich optimistisch über die Zukunft von PetroCaribe, die zeige, dass sich die Region in einer Epoche des Wechsels befindet.