Venezuela / Deutschland

Diplomatie der Völker

Solidaritätsgruppen wollen zu ausgeglichener Information über Venezuela beitragen

Amsterdam. Das erste Internationale Treffen der Solidarität mit der bolivarischen Revolution endete am Sonntag ohne eine Abschlussresolution, aber mit vielen Ideen und gemeinsamen Projekten. Die Teilnehmer stammten aus fast 20 verschiedenen europäischen Ländern und repräsentierten auch politisch verschiedene Solidaritätsgruppen. Von Kulturvereinen, über parteipolitisch gebundene Gruppen bis zu unabhängigen Initiativen waren verschiedene Ansätze vertreten. Daneben nahm das diplomatische Personal aus verschiedenen europäischen Botschaften teil, denn ein zentrales Anliegen der Organisatoren vom Bolivarischen Zirkel in Amsterdam war es, eine neue "Diplomatie der Völker" zu unterstützen. Aktivisten aus sozialen Bewegungen verschiedener Länder in Kontakt mit dem diplomatischen Parkett - diese Mischung gelang an diesem Wochenende.

Um allen Teilnehmern eine aktive Beteiligung zu ermöglichen, hatten die Organisatoren alle Anwesenden auf 10 Arbeitsgruppen verteilt, die parallel die gleichen Themenschwerpunkte diskutierten. Am Abend wurden deren Inhalte im Plenum vorgestellt. Dabei wurde schnell deutlich, dass in allen europäischen Ländern ähnliche Probleme bestehen. So teilten die meisten Arbeitsgruppen die Einschätzung, dass die internationale Finanzkrise kurzfristig zu einem Rechtsruck in Europa führt und dies die Bedingungen für eine Solidarität mit der bolivarischen Revolution erschwert. Andererseits könne eine emanzipative Wirtschafts- und Sozialpolitik in Lateinamerika auch zu einem Zeichen für Europa werden, wie Ginette González vom venezolanischen Außenministerium betonte. Während in Europa massenhaft Arbeitsplätze vernichtet und private Finanzinstitutionen mit öffentlichen Geldern alimentiert werden, könne Venezuela mit Alba und PetroSur einen erfolgreichen und solidarischen Entwicklungsansatz vorweisen.

Auch die Schwierigkeiten einer Diplomatie der Völker diskutierten die Arbeitsgruppen. In den meisten Ländern existiert ein politisch vielfältiges Solidaritätsspektrum, dessen Möglichkeiten und Schwierigkeiten für das diplomatische Personal nicht leicht zu erkennen sind. Einig waren sich die meisten Arbeitsgruppen, dass bestehende Strukturen effektiver genutzt und Initiativen oft besser abgestimmt werden können. Die Vielfalt sei aber eine Stärke. Die Initiative, eine gemeinsame Föderation zu bilden, fand kaum Unterstützer. Eine weitere gemeinsame Erfahrung aus den verschiedenen Ländern war, dass die Berichterstattung über Venezuela in den europäischen Massenmedien die Realität des Landes extrem verzerrt darstellt. Eine Initiative für eine verbesserte öffentliche Kommunikation soll darin bestehen, eine gemeinsamen Homepage verschiedener europäischer Solidaritätsgruppen aufzubauen.