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Kolumbien: Regierung übergibt Land an Bauernfamilien und wirbt für Agrarreform

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Präsident Petro bei der Übergabe von Landtiteln in El Aro
Präsident Petro bei der Übergabe von Landtiteln in El Aro

El Aro. Die Regierung von Gustavo Petro hat im Bezirk El Aro im kolumbianischen Departamento Antioquia 52 Landeigentumstitel an Familien von Bauern übergeben.

Im Oktober 1997 töteten Paramilitärs dort 17 Menschen, ungefähr 1.400 mussten ihre Heimat und damit ihr Ackerland verlassen. Mit den neuen Landeigentumstiteln für 600 Hektar Land können die Familien als rechtmäßige Besitzer Kredite aufnehmen sowie das Land an ihre Kinder vererben.

In einer Rede vor Ort setzte sich Petro für die weitere Verbesserung der Lebensbedingungen der Bewohner der Gemeinde ein. Außerdem sagte er, der kolumbianische Staat müsse um Verzeihung bitten, da er Komplize des Massakers gewesen sei: "Es gab keine Präsenz des Staates, um den Tod zu verhindern."

Eine Agrarreform und die Beschleunigung der Rückgabe von Land an Kleinbauern war eines von Petros Wahlversprechen. Ohne Agrarreform gebe es keine soziale Gerechtigkeit im Land, so der Präsident.

Bereits im Juni dieses Jahres erhielten 35 andere Opferfamilien des Massakers von El Aro 800 Hektar Land.

In Kolumbien besitzt ungefähr ein Prozent der Bevölkerung 81 Prozent des Bodens. Im Friedensabkommen zwischen der damaligen Farc-Guerilla und der Regierung von Juan Manuel Santos von 2016 ist die Agrarreform eine der zentralen Verpflichtungen. Insgesamt soll der kolumbianische Staat den Besitz von sieben Millionen Hektar Land formalisieren und drei Millionen Hektar Land an landlose Bauern verteilen. Früh in seiner Regierung setzte sich Petro das kleinere Ziel von 1,5 Millionen Hektar Land. Dafür erzielte er mit der Federación de Ganaderos de Colombia (Fedegan) ein Einverständnis, dass die Großgrundbesitzer ihr Land freiwillig verkaufen würden. Doch bisher hat die Regierung nur 180.000 Hektar Land gekauft und auch nur einen Teil davon weitergegeben.

Um den Prozess zu beschleunigen hat Petro nun vorgeschlagen, per Dekret die Nationale Landagentur (Agencia National de Tierras) zu reformieren und in die Nationale Agentur für ländliche Entwicklung (Agencia de Desarollo Rural) zu integrieren.

Senatspräsident Efraín Cepeda kritisierte das Vorgehen auf X und forderte statt Dekreten, den institutionellen Weg über den Senat zu gehen.

In der Vergangenheit kam es mehrfach zu Spannungen zwischen dem konservativ dominierten Senat und Petro sowie zu Blockaden oder Verzögerungen von wichtigen Regierungsprojekten.

Die rechtliche Grundlage für die Rückgabe von Land bildet das Gesetz 1448 aus dem Jahr 2011.