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Bolivien und China ebnen Weg für Yuan als Handelswährung

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Yuan als Handelswährung
Der chinesische Yuan: Bald auch offizielle Handelswährung in Bolivien

La Paz. Die Einführung des chinesischen Yuan als offizielle Handelswährung zwischen Bolivien und der Volksrepublik China steht kurz vor dem Abschluss. Das berichtet die staatliche bolivianische Presseagentur Abi.

Beide Länder können hierdurch den wachsenden Warenaustausch künftig in ihren Landeswährungen begleichen und die angestrebte Entdollarisierung vorantreiben.

Die Regierungspläne von Präsident Luis Arce sehen auch die Ansiedlung und Eröffnung von Zweigstellen chinesischer Banken vor. Wie Wirtschaftsminister Marcelo Montenegro zu Jahresbeginn bestätigte, erwarte er im Februar außerdem die Zulassung der Geschäftstätigkeit einer "großen chinesischen Investmentbank" in Bolivien.

Die Banco Unión ‒ nach der Zentralbank zweitgrößte staatliche Bank Boliviens ‒ soll künftig alle Zahlungsvorgänge in Yuan verwalten und die direkten Finanztransaktionen mit der Industrial and Commercial Bank of China, Chinas größter Bank, in den jeweiligen Landeswährungen ermöglichen.

Laut Wirtschaftsanalyst Martin Moreira erleichtern diese Maßnahmen den Warenimport aus China und senken zugleich die Kosten. Zudem dürfte die Präsenz und Aktivität chinesischer Banken in Bolivien zu einem deutlichen Anstieg des Wechselkurses des Yuan führen und das Vertrauen in die chinesische Währung als Alternative zum dominierenden US-Dollar stärken.

Allein zwischen März und Juli 2023 wurde ein Außenhandelsvolumen im Wert von 278,8 Millionen Yuan (rund 38,8 Millionen US-Dollar) verzeichnet, das vor allem von Exporteuren der Zink-, Silber- und Holzbranchen sowie Importeuren von Konsumgütern wie Fahrzeugen, verarbeiteten Rohstoffen und Investitionsgütern getätigt wurde.

Der Ausbau der wirtschafts- und finanzpolitischen Beziehungen zu China gilt als entscheidender Teil des Industrialisierungsprogramms der Regierung Arce. Wie Hugo Siles, bolivianischer Botschafter in China, betonte, zielt dieses vor allem auf strategische und natürliche Ressourcen ab.

China ist einer der wichtigsten Gläubiger der bolivianischen Regierung für öffentliche Infrastrukturarbeiten und hat erst im vergangenen Jahr Verträge über den Bau zweier industrieller Lithiumkarbonat-Anlagen in den Salinen von Uyuni und Coipasa unterzeichnet (amerika21 berichtete).

2022 exportierte Bolivien Waren im Wert von über 800 Millionen Dollar nach China, die Importe betrugen mehr als 2,5 Milliarden Dollar, wodurch das asiatische Land zu einem der wichtigsten Handelspartner des Andenstaates wird.

In diesem Zusammenhang unterstrich der Botschafter erneut die "ausgezeichneten bilateralen Beziehungen" zur Volksrepublik, die auf einer gemeinsamen Agenda und einer gemeinsamen Vision der Beziehungen in der internationalen Gemeinschaft beruhten.

"Die Welt, in der wir heute leben, ist eine vollständig multipolare Welt. Das ist ein wichtiger Ausgangspunkt, weil wir glauben, dass wir die Welt der hegemonialen Ordnung, in der das internationale System durch bipolare Organisationsformen organisiert war, hinter uns gelassen haben", sagte Siles.