Human Rights Watch: Regierungen von Panama und Kolumbien müssen Migranten schützen

darien-gap-panama-kolumbien.png

Der Darién-Streifen ist einer der gefährlichsten Abschnitte auf der Migrationsroute von Südmaerika in den Norden
Der Darién-Streifen ist einer der gefährlichsten Abschnitte auf der Migrationsroute von Südmaerika in den Norden

New York. Die US-amerikanische Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch hat den Umgang der Regierungen von Panama und Kolumbien mit Migranten scharf kritisiert. Beide hätten es unterlassen, Migranten und Asylsuchende, die den Darién durchqueren, zu schützen und zu unterstützen. Ihre Menschenrechte würden nicht garantiert. Auch gegen sie begangene Übergriffe würde nicht angemessen untersucht, heißt es in einer Pressemitteilung zu einem neuen Bericht vom 3. April.

Darién oder Darien Gap wird das Gebiet zwischen Panama und Kolumbien genannt, das eine viel benutzte und gefährliche Route der Migration nach Norden ist. Der straßenlose Streifen verbindet Süd- und Mittelamerika und besteht aus Dschungel, Regenwäldern, Flüssen und schroffen Bergen.

Mehr als eine halbe Million Menschen, darunter 113.000 Kinder und Jugendliche, haben laut HRW im Jahr 2023 das Gebiet durchquert, doppelt so viele wie im Vorjahr.

Der 120-seitige Bericht mit dem Titel "Verlassen im Dschungel: Schutz und Hilfe für Migranten und Asylbewerber im Darien Gap" ist der zweite einer Reihe von Berichten von HRW über die Migration durch den Darién.

Bei seinen Nachforschungen habe HRW festgestellt, dass es den Behörden auf beiden Seiten der Grenze nicht gelinge, das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit von Migranten wirksam zu schützen. Verbrechen gegen sie und Verstöße gegen ihre Rechte würden nicht schnell und gründlich untersucht und geahndet. Die Bemühungen, den Zugang zu Nahrungsmitteln, Wasser und grundlegender medizinischer Versorgung zu gewährleisten, seien unzureichend und beeinträchtigten die Rechte sowohl der Migranten als auch der lokalen Gemeinschaften, die seit Jahren an den Rand gedrängt würden und unter großer Armut litten.

Während der Durchquerung dieses Dschungels hätten zahlreiche Menschen schwere Misshandlungen erlitten. Zwischen April 2021 und Januar 2024 habe die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen mehr als 1.300 Personen wegen sexualisierter Gewalt medizinisch betreut. Dutzende, wenn nicht Hunderte von Menschen seien dort ums Leben gekommen oder verschwunden. Die Internationale Organisation für Migration berichtet, dass zwischen 2021 und März 2023 245 Menschen verschwunden sind. Die tatsächliche Zahl der Opfer dürfte noch höher sein.

In Kolumbien fehle es an einer klaren Strategie, um die Rechte von Migranten zu gewährleisten, die den Darién durchqueren. Die begrenzte staatliche Präsenz in der Region "überlässt sie dem Clan del Golfo, einer bewaffneten Gruppe, die stark in den Drogenhandel verwickelt ist, den Strom von Migranten kontrolliert und von ihrer Verzweiflung und Verletzlichkeit profitiert."

Die panamaische Regierung wende eine Strategie des "kontrollierten Zustroms" an, die sich darauf zu konzentrieren scheine, die Bewegung dieser Menschen innerhalb Panamas einzuschränken und sicherzustellen, dass sie schnell nach Costa Rica kommen, anstatt sich um ihre Bedürfnisse zu kümmern oder dafür zu sorgen, dass sie Schutz beantragen können.

Die Situation im Darien Gap erfordere eine größere Anstrengung der gesamten Region. "Die USA und die Regierungen der Region sollten Kolumbien und Panama angesichts der Herausforderungen des Darien Gap nicht allein lassen", so Juanita Goebertus, Leiterin der Abteilung für die Amerikas von HRW. "Stattdessen sollten sie die Bemühungen zur Unterstützung und zum Schutz von Migranten und Asylbewerbern mittragen und Optionen anbieten, die sicherstellen, dass niemand gezwungen ist, sein Leben im Dschungel zu riskieren."

Mehr als 100.000 Migranten haben in diesem Jahr bereits den Darién durchquert: "Wir haben die Zahl von 101.000 Menschen, die über den Darién durch Panama gekommen sind, bereits überschritten", erklärte Panamas Sicherheitsminister Juan Manuel Pino vergangene Woche.