Indigene Gemeinden in Mexiko organisieren Selbstverteidigung gegen Kriminalität und Bergbau

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Serti-Mitglieder bei den Gründungsfeierlichkeiten
Serti-Mitglieder bei den Gründungsfeierlichkeiten

Tilapa. Im Bundesstaat Guerrero haben Gemeindevertreter das "Indigene Territoriale Sicherheitssystem" (Seguridad de Resguardo Indígena Territorial, Serti) offiziell eingeführt. Sie reagieren damit auf die Bedrohung durch kriminelle Organisationen und Bergbauunternehmen, die sich in der indigenen Region La Montaña festsetzen wollen.

Das Hauptziel des Systems sei die Verteidigung des Territoriums "aus einer indigenen, ganzheitlichen und integralen Perspektive", betonten die Vertreter bei der öffentlichen Bekanntgabe am 9. April im Me'Phaa-Dorf Tilapa in der Gemeinde Malinaltepec.

Das Rechtssystem beruht auf der Autonomie der indigenen Völker, die auch in internationalen Abkommen anerkannt ist.

Das neue territoriale Gemeinschaftssystem wurde während Monaten aufgebaut. Dabei reflektierten die Gemeinden, dass eine "systemische Gewalt … buchstäblich alle unsere sozialen Strukturen durchkreuzt und zerbricht". Die Familien würden "durch die Rekrutierung und den Einsatz unserer Töchter und Söhne" zerschlagen. Doch die Gewalt der organisierten Kriminalität umfasse auch staatliche Strukturen, die sie als "häufig unbeweglich, untätig, verstrickt und unfähig" charakterisierten.

Der Menschenrechtsaktivist Abel Barrera Hernández warnte, das Territoriale Sicherheitssystem sei auch eine Herausforderung für die transnationalen Bergbauunternehmen, die in "heilige Territorien" der indigenen Bevölkerung vordringen wollten. Bisher konnten die organisierten Gemeinden solche Projekte in La Montaña verhindern, während andernorts in Guerrero Goldminen zerstörte Landschaften hinterlassen.

An den Gründungsfeierlichkeiten nahmen auch Koordinatoren und Kommandeure anderer indigener Justizstrukturen, wie die historischen Gemeindepolizeien CRAC-PC und CRAC-PF (Coordinadora Regional de Autoridades Comunitarias) teil. Die Initiatoren betonen, es sei an der Zeit, Allianzen zu bilden, um zu verhindern, "dass das organisierte Verbrechen das Leben unserer Bevölkerung bestimmt".

Ebenfalls anwesend waren der Bürgermeister von Malinaltepec und Vertreter anderer Gemeinden und kirchlicher Strukturen, sowie einzelne Vertreter der lokalen Behörden.

Der südliche Bundesstaat Guerrero gehört zu den ärmsten und gewalttätigsten Mexikos. Erst jüngst sind mehrerer Kandidaten für die Lokalwahlen am 2. Juni ermordet sowie Lehramtsstudenten von Ayotzinapa angegriffen worden.