Intellektuelle, Künstler und Politiker fordern Ecuador auf, Jorge Glas freizulassen

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Abzug der Polizei nach der Verhaftung von Glas. Soldaten hatten das Botschaftsgebäude umstellt.
Abzug der Polizei nach der Verhaftung von Glas. Soldaten hatten das Botschaftsgebäude umstellt.

Buenos Aires et al. Die sofortige Freilassung des früheren ecuadorianischen Vizepräsidenten Jorge Glas fordern Intellektuelle, Künstler und Politiker aus mehreren lateinamerikanischen Ländern, Spanien und den USA. Glas ist seit dem Angriff auf die mexikanische Botschaft in Ecuadors Hauptstadt Quito am 5. April inhaftiert.

Ziel des Überfalls auf mexikanisches Territorium sei die Ergreifung von Glas gewesen, der seit sieben Jahren juristisch und politisch verfolgt werde. Er habe Schutz in der Botschaft gesucht und Mexikos Regierung habe ihm Asyl gewährt, heißt es in einem am Samstag veröffentlichten offenen Brief mit 161 Unterschriften.

Erstunterzeichner des Schreibens mit dem Titel "Für die Freiheit von Jorge Gas und die Respektierung des Internationalen Rechts" sind die ehemaligen Präsidenten Alberto Fernández (Argentinien), Ernesto Samper (Kolumbien), Evo Morales (Bolivien), Rafael Correa (Ecuador) und José Luis Rodríguez Zapatero (Spanien).

Unter den weiteren Unterzeichnern sind der Friedensnobelpreisträger Adolfo Pérez Esquivel, der kubanische Musiker Silvio Rodríguez, der Exekutivsekretär der Bolivarischen Allianz, Jorge Arreaza (Venezuela), sowie weitere Persönlichkeiten unter anderem aus Ecuador, Argentinien, Bolivien, Brasilien, Kolumbien, Peru, Chile, Paraguay, Kuba, den USA und Spanien.

"Wir fordern die sofortige Rückkehr zur Situation vor dem Angriff auf die Botschaft Mexikos und die Wiederherstellung des politischen Asylstatus' von Jorge Glas", heißt es in dem Text. Gefordert wird zudem, dass Glas sicheres Geleit gewährt wird, damit er sich "sicher und unversehrt" auf mexikanisches Gebiet begeben kann.

Die Unterzeichner äußern sich zudem besorgt über die Gesundheit und körperliche Unversehrtheit des ehemaligen Vizepräsidenten und machten den ecuadorianischen Präsidenten Daniel Noboa, "den Auftraggeber seiner Entführung", für die Sicherheit von Glas verantwortlich.

Glas war in umstrittenen Gerichtsverfahren wegen den Vorwürfen der Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung, Bestechung und Betrug 2017 zu einer sechsjährigen Haftstrafe verurteilt worden. Er hat die Vorwürfe stets bestritten. Unterstützer seiner Partei "Bürgerrevolution" und führende Juristen sehen ihn als Opfer des Lawfare. Während seiner Haftzeit erkrankte Glas schwer und erhielt mehrfach Morddrohungen. Seit November 2022 war er unter Berufung auf Habeas Corpus mit Auflagen auf freiem Fuß. Die Justiz ordnete im Dezember 2023 seine Verhaftung wegen angeblicher Veruntreuung in dem Fall "Wiederaufbau von Manabí" nach dem Erdbeben 2016 an. Glas begab sich daraufhin in die mexikanische Botschaft in Quito und ersuchte um politisches Asyl, das ihm am 5. April gewährt wurde.

Am selben Tag stürmten Angehörige der Nationalpolizei die Botschaft und nahmen Glas gewaltsam mit ‒ eine Intervention, die von der internationalen Gemeinschaft verurteilt wurde und zum Abbruch der diplomatischen Beziehungen zwischen den beiden Ländern führte.

Nicht einmal Militärdiktaturen hätten es gewagt, eine derartige Aggression zu begehen, die in diesem Fall von der höchsten Autorität des Staates angeordnet worden sei. Glas sei Opfer von Folter und grausamer, unmenschlicher und erniedrigender Behandlung geworden, heißt es in dem Schreiben weiter.

Angesichts des Ereignisses hat Mexiko Ecuador vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag (IGH) verklagt, der in der vergangenen Woche die Argumente beider Seiten gehört hat.

In ihrer Verteidigung vor dem IGH versuchte die ecuadorianische Regierung ihr gewaltsames Eindringen in die Botschaft mit dem Argument zu rechtfertigen, dass es sich um einen Ausnahmefall handele und das Glas gewährte politische Asyl illegal sei, da er wegen gewöhnlicher Verbrechen verurteilt worden sei.

Mexiko betrachtet ihn jedoch als politisch Verfolgten und macht geltend, dass die Regierung Noboa gegen Artikel 22 des Wiener Übereinkommens über die Unverletzlichkeit der diplomatischen Vertretungen verstoßen hat.