Haiti: Kinder in bewaffneten Banden alarmieren Gesellschaft

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Oft sind KInder  in Haiti Bandenmitglieder
In Haiti werden zunehmend Kinder und Jugendliche für Banden rekrutiert. Im Bild ist allerdings ein 15-jähriger Honduraner als Kindersoldat 1983 zu sehen

Port-au-Prince. Die internationale Organisation Save the Children warnt vor der Präsenz von Kindern in den bewaffneten Banden Haitis. Dabei handelt es sich um ein Phänomen, das heute die ganze Gesellschaft des Karibikstaats beunruhigt. "Viele der Kinder wurden dazu gezwungen, Teil dieser Banden zu werden, andere schlossen sich aus Überlebensgründen freiwillig an", heißt es in einer Erklärung der Organisation.

In diesem Zusammenhang berichtet die Nationale Kommission für Entwaffnung, Demobilisierung und Wiedereingliederung Haitis, dass die miteinander verbündeten bewaffneten Banden, die weite Teile Haitis unter Kontrolle haben, weiterhin Minderjährige in der Hauptstadt Port-au-Prince rekrutieren, um ihre Reihen zu verstärken. Der Kommission zufolge seien allein in der Hauptstadt in den letzten Wochen mehr als 400 Kinder gefangen genommen worden. "Die weit verbreitete Armut und der Mangel an wirtschaftlichen Möglichkeiten treibt auch Kinder dazu, sich den bewaffneten Gruppen anzuschließen", berichtet das Onlineportal Haití Libre. Dem Medium zufolge sind zwischen 30 und 50 Prozent der Bandenmitglieder minderjährig.

Die Kinder sind nicht nur mit automatischen Waffen, Pistolen und Macheten bewaffnet, sondern dienen auch als Spione und Köche, während die weiblichen Jugendlichen von den Bandenmitgliedern missbraucht werden. Erst kürzlich bezeichnete die Stiftung Zanmi Timoun die Situation der Kinder in Haiti als katastrophal, da die Kinder von der wirtschaftlichen, politischen und sozialen Krise direkt betroffen seien. Manoach Presna, Programmdirektor der Stiftung, beklagte die Situation dieser Bevölkerungsgruppe angesichts zunehmender Ernährungs- und Gesundheitsprobleme.

Im Jahr 2023 wurden in Haiti um die 207.000 Kinder gezählt, die in häuslicher Sklaverei lebten. Andere 113.000 wurden aufgrund von Bandengewalt vertrieben und rund 500 an der haitianisch-dominikanischen Grenze ohne Begleitung zurückgeschickt. Die sich wiederholenden Angriffe der bewaffneten Banden führten in verschiedenen Teilen des Landes zu Vergewaltigung, Entführung oder Ermordung von Kindern. Zudem sei der Zugang zu einem Krankenhaus für sie sehr schwierig, so Presna.

Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (Unicef) rief seinerseits dazu auf, der Sicherheit der Kinder in Haiti, wo die Gewalt ein ständiger Begleiter ist, Priorität einzuräumen. In einer Erklärung betonte es, wie wichtig es sei, alle erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen, um gewalttätige Auseinandersetzungen zu verhindern, die die Sicherheit und das Leben der Kinder gefährden könnten. Je länger diese Situation anhielte, warnt UNICEF, desto größer sei die Gefahr irreversibler körperlicher und geistiger Schäden für das Wohlbefinden der Kinder.