Port-au-Prince. Mitglieder einer bewaffneten Bande sollen im Armenviertel Cité Soleil in Port-ou-Prince am Freitag mindestens 60 und am Samstag 50 Menschen getötet haben. Die meisten Opfer waren über 60 Jahre alt. Dies geht aus einem Bericht des lokalen Nationalen Netzwerks zur Verteidigung der Menschenrechte (RNDDH) hervor.
Der österreichische UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, nannte am 9. Dezember bei einer Pressekonferenz in Genf eine andere Opferzahl. Er sprach von mindestens 184 Ermordeten, so die haitianische Online-Agentur AlterPresse.
Die Opfer sollen laut RNDDH am Wochenende bei einem Angriff unter Führung des Bandenchefs Micanor Altès, auch bekannt als Monel Félix oder Wa Mikanò, getötet worden sein. Er verdächtigte sie, die Krankheit seines Sohnes durch Hexerei verursacht zu haben.
Diese Morde erhöhen die Zahl der seit Januar 2024 in Haiti getöteten und verletzten Menschen auf etwa 5.000, betonte Türk.
Die anhaltende Eskalation der Gewalt in Haiti ruft weiterhin große internationale Besorgnis hervor. Nach UN-Generalsekretär António Guterres, der kürzlich Alarm geschlagen hatte, hat sich nun die Präsidentin von Honduras, Xiomara Castro, erneut zur Entwicklung in Haiti geäußert. Castro hatte eine Woche vor dem Massaker ein außerordentliches Treffen der Staatschefs der Gemeinschaft lateinamerikanischer und karibischer Staaten (Celac) einberufen, um einen gemeinsamen Vorschlag als Antwort auf die aktuelle Krise in Haiti auszuarbeiten.
Sie interessieren sich für das Geschehen im globalen Süden?
Wir versorgen Sie mit Nachrichten und Hintergründen aus Lateinamerika. Unterstützen Sie uns mit einer Spende.
Sie sei entschlossen, die Staats- und Regierungschefs der Celac zu mobilisieren, um Haiti im Kampf gegen die anhaltende Krise zu unterstützen erklärte Castro. Castro unterstrich die Notwendigkeit regionaler Lösungen auf der Grundlage eines kollektiven Dialogs und unter Achtung der Selbstbestimmung des haitianischen Volkes umzusetzen. Sie lehnt die Militarisierung und die ausländische Einmischung ab.
"Das haitianische Volk befindet sich in einer Spirale der Gewalt, die durchbrochen werden muss, um diesem karibischen Land wieder Hoffnung zu geben", sagte sie.
Der 2010 gegründeten Celac gehören alle souveränen Staaten Amerikas außer den USA und Kanada an. Das regionale Forum aus 33 Ländern fördert die Zusammenarbeit und Integration und sucht "nach gemeinsamen Lösungen für gemeinsame Herausforderungen."
Die geplante Sondersitzung könnte die Gelegenheit bieten, einen konzertierten Aktionsplan zu entwickeln, um Haiti bei der Bewältigung seiner zahlreichen Krisen zu unterstützen.