Honduras

Weiter Massenproteste gegen Putschisten

Lagebericht aus Honduras: Festnahmen und Morddrohungen gegen Anhänger des gewählten Präsidenten. Ungenaue Berichterstattung in Ausland

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Weiter Massenproteste gegen Putschisten
Einige Steineschmeißer gegen friedliche Putschanhänger? - Aus einem Artikel von tagesschau.de

Tegucigalpa. Auch am sechsten Tag nach dem Militärputsch in Honduras dauern die Proteste gegen die zivil-militärischen Machthaber an. Nach einem Lagebericht von Jesús Garza von der Menschenrechtsorganisation CHAAC finden neben der Hauptstadt Tegucigalpa Massenproteste zunehmend auch im nördlichen San Pedro Sula statt. Dort zogen nach Garzas Angaben am Donnerstag zwei Protestzüge durch die Straßen.

Zum einen hatten Anhänger des Putschregimes mobilisiert. Wie zuvor die internationale Landarbeiterorganisation Via Campesina berichtet hatte, schreibt auch Garza, dass Unternehmer, die mit den Putschisten sympathisieren, ihre Belegschaft unter Androhung des Arbeitsplatzverlustes zur Teilnahme an dem "Marsch für die Demokratie" gezwungen haben.

Eine zweite Demonstration von Putschgegnern, an der laut Mitgliedern des lokalen Sozialforums bis zu 12.000 Menschen teilnahmen, sei von Polizei und Armee "brutal unterdrückt" worden, heißt es in dem Bericht, der amerika21.de vorliegt.

Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation CDM wurden bis zu 100 Personen festgenommen, unter ihnen die Gewerkschaftsaktivistin Iris Munguia. Auch Ernesto Bardales von der Jugendorganisation JHA-JA wurde in San Pedro Sula inhaftiert, ebenso wie der Lehrer Victor Pacheco, der Aktivist Javier Canales und die Demonstranten Elvin Alberto Espinoza, Luis Cruz Paz und Nelson Mauricio Zavala.

Alle Inhaftierten seien misshandelt und in die Polizeikaserne Rio Blanco verbracht worden. Von dort gibt es erste Berichte von Folterungen. Beteiligt gewesen sei auch die 105. Armeebrigade.

Weitere Gewerkschaftsfunktionäre und Menschenrechtsaktivisten erhielten am Donnerstag Morddrohungen. Entsprechende Schreiben gingen bei dem Menschenrechtsverteidiger Juan Carlos Griffin in Tegucigalpa ein. Mindestens zwei prominente Gewerkschafter erhielten Nachrichten mit der Aufschrift "Heute bist du dran".

Als zunehmendes Problem wird von sozialen Aktivisten die internationale Berichterstattung wahrgenommen. Auch in deutschen Medien wurde in den vergangenen Tagen wiederholt von Massenprotesten für die Putschisten berichtet. Das regierungstreue Lager mobilisiere nur einige hundert Menschen, hieß es zugleich. Die Berichte stehen in krassem Widerspruch zu den Angaben nationaler und internationaler Sozialorganisationen und Hilfsorganisationen von vor Ort.


Bildquelle: tagesschau.de