Brasilien / Politik

Rund 142 Millionen Brasilianer wählen heute

Bestimmt werden das Staatsoberhaupt, Senatoren, Abgeordnete und Gouverneure. Dilma Rousseff hat gute Chancen auf eine weitere Amtszeit

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Dilma Rousseff im Wahlkampf
Dilma Rousseff im Wahlkampf

Brasília. In Brasilien sind an diesem Sonntag rund 142 Millionen Menschen zur Wahl eines neuen Staatsoberhaupts aufgerufen. Neu bestimmt werden auch die Senatoren, Abgeordneten und Gouverneure. Favoritin für das höchste Staatsamt ist die amtierende Präsidentin Dilma Rousseff von der regierenden Arbeiterpartei (PT), so der lateinamerikanische Nachrichtensender Telesur unter Berufung auf die letzten Befragungen in dem südamerikanischen Staat.

Brasilien hat einen aufregenden Wahlkampf hinter sich, der von massiven Schwankungen in den Umfragen geprägt war. Zudem überschattete der Tod des Kandidaten der sozialdemokratisch ausgerichteten "Sozialistischen Brasilianischen Partei" (PSB), Eduardo Campos, die Wahlkampagne. Der Politiker war am 13. August bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen. Die PSB nominierte daraufhin die Politikerin Marina Silva als Präsidentschaftskandidatin.

"Obwohl die Medien den Wahlkampf weitgehend übergangen haben, hat ein intensiver Straßenwahlkampf stattgefunden, an dessen Ende gut 140 Millionen Menschen an diesem Sonntag dazu aufgerufen sind, darüber zu entscheiden, wer in den kommenden vier Jahren die Geschicke des Landes bestimmt", schreibtTelesur.

Die Liste der insgesamt elf Anwärter für das höchste Staatsamt wird von der Amtsinhaberin Dilma Rousseff angeführt. Die Politikerin will die Regierungsgeschäfte für die PT weitere vier Jahre fortführen und erhält dafür breiten Zuspruch.

Im Wahlkampf versprach Rousseff, den Prozess der sozialen und wirtschaftlichen Reformen voranzutreiben. Dadurch seien in den vergangenen zwölf Jahren unter der Regierung der PT rund 36 Millionen Bürger aus der Armut geholt worden. Auch stehe die Arbeiterpartei für Beschäftigung und gerechte Gehälter, so Rousseff.

Die aussichtsreichste Gegenkandidatin Marina Silva strebt eine Annäherung an die USA und die Europäische Union an. Die ehemalige Umweltschutzaktivistin steht zudem für eine liberale Politik, in deren Rahmen der staatliche Eingriff in wirtschaftliche Prozesse und die Währungspolitik reduziert würde.

Rousseff, die von gut 40 Prozent der Wählerinnen und Wähler unterstützt wird, tritt dagegen für ein verbessertes Bildungswesen, Reformen des Gesundheitssystems und mehr öffentliche Sicherheit ein. Politische Reformen sollen die demokratische Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger begünstigen.

Die letzte Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Sensus weist derweil auf einen technischen Gleichstand zwischen Marina Silva und dem rechtsgerichteten Kandidaten Aécio Neves hin. Silva kann demnach mit 22,5 Prozent der Stimmen rechnen, während Neves auf 20,6 Prozent kommt. Angesichts der Fehlertoleranz von zwei Prozentpunkten lässt sich nicht ausmachen, wer von beiden die führende Position innehat.

Um in der ersten Runde zu gewinnen, müssen mindesten 51 Prozent der Stimmen erreicht werden. Gelingt dies nicht, werden die Anwärter der ersten beiden Plätze am 26. Oktober in einer Stichwahl gegeneinander antreten.

Dilma Rousseff kündigte bereits an, ihre Kampagne im wahrscheinlichen Fall einer Stichwahl auf die Fortführung der sozialpolitischen Erfolge zu konzentrieren.

Marina Silva versprach indes, die Offshore-Erdölförderung im Atlantischen Ozean zu stoppen und den Staatsapparat zu reduzieren. Der rechtsgerichtete Kandidat Neves umwarb die Wähler mit dem Versprechen, die Hälfte der derzeit 39 Ministerien zu schließen. Zugleich will Neves die Rolle der privaten Wirtschaft stärken und das südamerikanische Wirtschaftsbündnis Mercosur zu einer Freihandelszone machen.

Von den übrigen acht Kandidaten kam in den Vorwahlbefragungen keiner über ein Prozent der Stimmen.