Dominikanische Republik baut Grenzwall zu Haiti

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Präsident Abinader beim Besuch einer Baustelle des Grenzwalls
Präsident Abinader beim Besuch einer Baustelle des Grenzwalls

Santo Domingo. Die Dominikanische Republik hat mit dem Bau eines Grenzwalls zum Nachbarland Haiti begonnen. Die fast vier Meter hohe Mauer soll etwa die Hälfte der 392 Kilometer langen Grenze zwischen den beiden Karibikstaaten absichern. Neben einer 20 Zentimeter dicken Betonmauer und einem Stahlgitternetz wird die Grenzanlage mit Gesichtserkennungssoftware, Bewegungssensoren, Kameras, Radar, Drohnen und über 70 Wachtürmen auch neueste Technologien umfassen. 

Der dominikanische Präsident Luis Abinader leitete persönlich 230 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Santo Domingo die Bauarbeiten ein. "Der Bau dieses intelligenten Grenzzauns wird dazu dienen, unsere Nation zu beschützen, über die Interessen unseres Landes zu wachen, unsere Würde und Freiheit zu respektieren und unsere Souveränität zu verteidigen", kommentierte Abinader. Den Bau einer umfassenden Grenzanlage hatte er bereits zum Jahresanfang 2021 angekündigt. Das Ziel sei, die Migrationsbewegungen aus Haiti zu kontrollieren, Schleuserbanden das Handwerk zu legen und den Drogen- und Waffenhandel zu unterbinden. 

Die Länder Haiti und Dominkanische Republik liegen auf der Karibikinsel Hispaniola. Haiti ist nicht nur das ärmste Land des amerikanischen Kontinents, sondern eines der ärmsten der Welt. Das östliche Nachbarland Dominikanische Republik ist ein beliebtes Urlaubsziel, deutlich wohlhabender und hat in den letzten Jahren eine der höchsten Wirtschaftswachstumsraten Lateinamerikas verzeichnet. Etwa 500.000 der knapp elf Millionen Einwohner:innen der Dominkanischen Republik stammen aus Haiti. Hinzu kommt eine hohe Dunkelziffer an nicht dokumentierten Haitianer:innen. 

Migrant:innen aus Haiti sind zu einem wichtigen Faktor für die dominikanische Wirtschaft geworden, vor allem im Niedriglohnbereich. Laut einer 2020 vom Nationalen Institut für Migration (INM) und der Internationalen Organisation für Migration (IOM) veröffentlichten Studie, sind mittlerweile jeweils fast ein Drittel der Arbeiter:innen in der Bau- und Landwirtschaft Haitianer:innen.  

Seit dem Mord am haitianischen Präsidenten Jovenel Moïse im Juli 2021 hat sich die ohnehin angespannte Situation in Haiti abermals verschärft. Das organisierte Verbrechen ist auf dem Vormarsch und plagt das Land neben der grassierenden Armut, regelmäßigen schweren Erdbeben und der politischen Instabilität. Die Dominikanische Republik hatte auf diese Krise im November 2021 bereits mit einer Verschärfung des Grenzregimes reagiert. 

Zu Baubeginn des Grenzwalls appellierte Präsident Abinader wie in der Vergangenheit an die internationale Gemeinschaft, insbesondere die USA, Kanada und Frankreich, die frühere Kolonialmacht Haitis, sein Land zu unterstützen: "Nach jeder Krise, die Haiti erlitten hat, sind wir Dominikaner:innen die Ersten gewesen, die Hilfe geleistet haben. Aber wir können uns nicht verantwortlich machen für die politische und wirtschaftliche Krise in diesem Land."

Nichtregierungsorganisationen kritisierten, dass der Mauerbau Xenophobie und Rassismus schüre. Auch der Bürgermeister der Grenzstadt Dajabón, Santiago Riverón, äußerte öffentlich Kritik: "Die wirkliche Mauer ist die wirtschaftliche." Gleichzeitig kritisierte er die Korruption der dominikanischen Grenzsoldaten, die sich "an der Grenze bereichern und Schmiergelder von illegalen Migrant:innen aus Haiti erhalten."