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Brasilien: Organisierte Hilfe "von unten" nach Flutkatastrophe in Rio Grande do Sul

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Überschwemmung in Porto Alegre. Die Zahl der Vertriebenen im Bundesstaat liegt bei 581.000
Überschwemmung in Porto Alegre. Die Zahl der Vertriebenen im Bundesstaat liegt bei 581.000

Porto Alegre. Gewerkschaften, soziale und politische Organisationen und Initiativen wollen eine "Arbeitsfront" zur Bewältigung der Überschwemmungskatastrophe im Bundestaat Rio Grande do Sul mit finanzieller Unterstützung der Regierung schaffen.

Der Vorschlag, der dem Minister des Außerordentlichen Sekretariats zur Unterstützung des Wiederaufbaus des Bundesstaates Rio Grande do Sul, Paulo Pimenta, vorgelegt wurde, sieht eine Aufwandsentschädigung für diejenigen vor, die am kurz- und langfristigen Wiederaufbau beteiligt sind.

Die Forderung der sozialen Bewegung zielt darauf ab, die Kontinuität der Initiativen und Solidarität aufrechtzuerhalten, die von freiwilligen Helfer:innen nicht lange unentgeltlich gewährleistet werden könne. Darüber hinaus wird eine langfristige Partizipation im Wiederaufbau eingefordert.

Punktuell laufen erste staatliche Maßnahmen, um solidarische Akteur:innen finanziell zu entlasten. Ubiratan de Souza, Direktor für Planung und Bürgerhaushalt im Generalsekretariat des Staatspräsidiums, betont die Bedeutung der Gemeinschaftsküchen für die Unterstützung der betroffenen Menschen. Die Bundesregierung werde Maßnahmen ergreifen, die Solidaritätsküchen bei der Nationalen Versorgungsgesellschaft und dem Ministerium für soziale Entwicklung zu registrieren, um ihre Versorgung mit Gas sicherzustellen.

De Souza erkennt die nachhaltige Beteiligung der Gewerkschaften und der Bevölkerung auch beim Wiederaufbau an, um "ein Entwicklungsprojekt mit einer solidarischen Wirtschaft, mit einer souveränen Entwicklung in unserem Land zu verwirklichen."

Lúcia Garcia, Wirtschaftswissenschaftlerin bei der gewerkschaftlichen Abteilung für Statistik und sozioökonomische Studien, befürwortet die finanzielle Förderung der sozialen Bewegungen: "Der Vorschlag kommt zu einer Zeit, in der die Freiwilligenarbeit abnimmt. Diese Abnahme ist natürlich, und sie muss von denjenigen aufgegriffen werden, die in das tägliche Leben der Menschen und Gemeinschaften eingebunden sind", erklärt Garcia.

Auch Sandra Christ von der Landesleitung der Bewegung der Arbeiter für ihre Rechte (MTD) hält die Forderung für nachvollziehbar. "Die Regierung muss den Wiederaufbau unterstützen, damit das Einkommen der Menschen bei den Notfallmaßnahmen aufrechterhalten werden kann."

Die Forderung auf finanzielle Unterstützung stützt sich auf das staatliche Programm für Notfronten. Personen, die von einer Umweltkatastrophe betroffen und deren Einkommen ganz oder teilweise eingebrochen sind, haben Anspruch darauf und erhalten den Mindestlohn, Grundnahrungsmittel, persönliche Schutzausrüstung, technische Unterstützung, aber auch berufliche Ausbildung und Qualifizierungskurse. Die Bundesregierung sicherte bereits über 50 Milliarden Reais (circa 9 Milliarden Euro) an Beihilfe für Rio Grande do Sul zu.

Über 469 Gemeinden mit mehr als 2.345.400 Menschen sind dort von den Überschwemmungen betroffen. Nach aktuellen Erhebungen des bundesstaatlichen Zivilschutzes wurden 806 Personen verletzt, 64 sind derzeit vermisst. Insgesamt liegt die Zahl der Vertriebenen bei 581.000, von denen sich 63.000 in Notunterkünften befinden. Mindestens 165 Menschen kamen ums Leben.

Laut Forscher:innen des Hydraulischen Forschungsinstituts der Bundesuniversität von Rio Grande do Sul soll die Überschwemmung noch anhalten. Vorhergesagte Winde und Regenfälle könnten den Pegel weiter ansteigen lassen.