Präsident von Chile auf Europareise von Bundeskanzler Scholz empfangen

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Boric und Scholz trafen sich am Montag in Berlin
Boric und Scholz trafen sich am Montag in Berlin

Berlin. Chiles Mitte-links Präsident Gabriel Boric ist am Montag von Bundeskanzler Olaf Scholz in Berlin empfangen worden. Auf der Agenda standen der Abbau von Lithium, die Aufarbeitung der Verbrechen der Sekte Colonia Dignidad und eine engere Zusammenarbeit beim Umweltschutz. Weitere Stopps auf Boric‘ achttägiger Europareise sind Schweden, Frankreich und die Schweiz.

Im Vorfeld des Besuchs erregte besonders die angekündigte Enteignung von Teilen des Territoriums der ehemaligen Foltersekte Colonia Dignidad Aufmerksamkeit. Auf dem Gelände der von deutschen Kolonisten geführten Sekte soll nun eine Gedenkstätte und ein Dokumentationszentrum entstehen. Obwohl die Arbeit zwischen Deutschland und Chile dabei nach Aussagen beider Regierungschefs ausgebaut werden soll, fehlten diesbezüglich konkrete Zusagen von deutscher Seite.

Die Kritik von verschiedensten Menschenrechtsorganisationen an den deutschen Institutionen ist in Chile noch immer groß, denn für viele verurteilte Verbrecher der Colonia Dignidad gilt Deutschland bis heute als ein sicherer Hafen.

In beiden Ländern schauten Beobachter gespannt auf die sich vertiefende Zusammenarbeit beim Abbau von Lithium. Chiles Außenminister Alberto van Klaveren erinnerte in diesem Kontext daran, dass sein Land bereits die Grundlage für eine nationale Lithiumstrategie gelegt hat. Diese sieht vor, dass der Staat im Wesentlichen die Zügel in der Hand behält, aber die Tür für private Investitionen offenbleibt.

Chile könnte ein strategisch wichtiger Partner für Deutschland bei der Belieferung mit dem "weißen Gold" werden. Nach der geplatzten Kooperation zwischen der Bundesrepublik und Bolivien und schleppend fortschreitender Zusammenarbeit mit Argentinien, rückt Chile immer stärker in den Fokus. Nach eigenen Daten besitzt Chile mit 9,3 Millionen Tonnen die größten nachgewiesenen Lithiumreserven der Welt.

Gerade im Kontext der in Chile anvisierten "grünen Wende", in der das Land ein System nachhaltiger Energie durch Wind- und Solarenergie anstrebt, möchte Deutschland die Zusammenarbeit in Sachen Lithium und in Zukunft auch "grüner Wasserstoff" weiter ausbauen.

Kontroverse Themen wie Chiles angekündigte Unterstützung der Klage Südafrikas gegen Israel vor dem Internationalen Strafgerichtshof wurden bei dem Treffen von Boric und Scholz ausgeklammert.

Nach dem Besuch in Schweden und einem Treffen mit Ministerpräsident Ulf Kristersson am Donnerstag und der Teilnahme am sogenannten Friedensgipfel im Schweizer Luzern, soll der chilenische Präsident an diesem Wochenende auch mit seinem französischen Amtskollegen Emmanuel Macron zusammentreffen.