Vom Regenwald Perus in die Hauptstadt: Indigene Gruppen demonstrieren in Lima

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"Indigene Völker gegen die Zerstörung der Demokratie". Demonstration am 22. Juni in Lima
"Indigene Völker gegen die Zerstörung der Demokratie". Demonstration am 22. Juni in Lima

Lima. Angeführt vom Verband der Indigenen Vereinigung zur Entwicklung im peruanischen Regenwald (Asociación Interétnica de Desarrollo de la Selva Peruana, Aidesep) haben mehrere Tausend Menschen in Perus Hauptstadt Lima demonstriert. Teilgenommen haben neben indigenen Gruppen Studierende, Gewerkschafter:innen und Aktivist:innen sozialer Organisationen.

Unter Rufen wie "Leute, hört zu, das Land ist in Gefahr", "Raus, raus, raus, Ratten des Kongresses", "Dina, Mörderin, das Volk lehnt dich ab" zogen die Demonstrant:innen vom Justizpalast vor das Parlamentsgebäude.

"Wir sind gekommen, um gegen die Gesetze zu protestieren, die der Kongress der Republik gegen die kollektiven und grundlegenden Rechte der Völker verabschiedet, wie das Forstwirtschaftsgesetz, das versucht, die Kontrolle über das Territorium der indigenen Völker zu schwächen. Auch gegen das Knebelgesetz, das indigene Organisationen, die sich für die Menschenrechte einsetzen, kontrollieren will", so Jorge Pérez Rubio, Vorsitzender von Aidesep.

Die Organisation, die 2.439 Gemeinden und 109 Verbände vertritt, befürchtet, dass die Gesetzesänderungen die Verpflichtungen Perus in den Bereichen Umwelt und Kampf gegen den Klimawandel schwächen und Organisationen, die als "riskant für die öffentliche Ordnung" eingestuft werden, kriminalisiert werden könnten.

In einem Kommuniqué hat der Aidesep im Vorfeld zudem erklärt, dass die zunehmende Verarmung der Bevölkerung (amerika21 berichtete) und der Abbau von Menschenrechten und Demokratie durch den Kongress unter der Regierung von Interimspräsidentin Dina Boluarte nicht hinnehmbar seien. Schwer wiegen auch die über 50 Morde an indigenen Anführer:innen und Umweltschützer:innen sowie die zahlreichen Vergewaltigungen von indigenen Schüler:innen.

Der letzte Punkt erfährt aktuell besondere Aufmerksamkeit. Auslöser war ein Interview im Mai mit Rosemary Pioc, Vorsitzende des Frauenrates der Volksgruppe der Awajún. Sie enthüllte, dass seit 2010 über 500 Mädchen und Jungen der Awajún und Wampís in der Provinz Condorcanqui von Lehrkräften vergewaltigt worden sein sollen.

Durch die Verbrechen sollen viele der Opfer zudem mit HIV angesteckt worden sein. Gleichzeitig, so Pioc, wurde nur ein Teil der Täter:innen bestraft, trotz zahlreicher Anzeigen.

Inzwischen hat Alberto Adrianzén, Präsident des Ministerrates und Regierungssprecher, gegenüber internationalen Pressevertreter:innen angekündigt, die Vorwürfe zu untersuchen. Der Imageschaden für die Regierung ist jedoch bereits immens, besonders da sowohl der Bildungsminister als auch die Frauenministerin die Vergewaltigungen als "kulturelle Praktiken" der Indigenen verharmlost haben.

Aidesep und verschiedene indigene Anführerinnen fordern daher ihren Rücktritt.

Matut Impi, Vizepräsidentin der Autonomen Territorialen Regierung der Awajún kommentiert: "Die Awajún akzeptieren nicht, dass Vergewaltigung in Bildungseinrichtungen Teil ihrer Kultur ist […] Sie schaden unserer Kultur mit ihren Äußerungen".