Bewaffneter Konflikt eskaliert im Departamento Cauca in Kolumbien

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Das Deparatmento Cauca im Südwesten Kolumbiens ist nach wie vor viel Gewalt ausgesetzt
Das Deparatmento Cauca im Südwesten Kolumbiens ist nach wie vor viel Gewalt ausgesetzt

Cali. Am vergangenen Wochenende sind im Departamento Cauca im südwestlichen Kolumbien mehrere Angriffe auf staatliche Sicherheitskräfte gemeldet worden. Dabei wurden auch Zivilisten verletzt. Unsicherheit und Gewalt haben dort ein alarmierendes Ausmaß erreicht.

Hintergrund ist die Präsenz illegaler bewaffneter Gruppen, insbesondere des Estado Mayor Central (EMC) der Farc-EP. Die Organisation hat ihren Ursprung in der ehemaligen Farc-Guerilla, hat sich aber nicht an den Friedensverhandlungen beteiligt und den bewaffneten Kampf fortgesetzt. Nach Presseinformationen soll sie über etwa 3.500 Kämpfer verfügen und Einfluss in 173 Landkreisen in 22 Departamentos haben.

Zwar hatten die Regierung von Präsident Gustavo Petro und der EMC Friedensverhandlungen aufgenommen, die Regierung hat jedoch den Waffenstillstand in den Departamentos Cauca, Nariño und Valle del Cauca im März ausgesetzt. Offensive Polizei- und Militäraktionen gegen die Organisation wurden dort wieder aufgenommen. Hintergrund war ein bewaffneter Zwischenfall, bei dem die Indigene Bürgermeisterin Carmelina Yule durch Schüsse verletzt wurde und am folgenden Tag verstarb. Drei weitere Personen wurden verletzt. Bei dem Vorfall im Landkreis Toribio sollen EMC-Mitglieder versucht haben, einen Jugendlichen zwangsweise zu rekrutieren. Als Gemeindemitglieder dies verhindern wollten, hätten die Guerilleros "wahllos" in die Menge geschossen.

Seitdem nehmen die in der Region aktiven EMC-Strukturen nicht mehr an den Verhandlungen teil.

Am 11. Juli wurde ein Armee-Hubschrauber beschossen und mit 14 Kugeln getroffen. Die Besatzung konnte sich retten. Zwei Hubschrauber überflogen das Dorf Los Mangos mit der Absicht, Truppen in ein Kampfgebiet zu verlegen. Nach Angaben der Behörden bemerkten jedoch Farc-Dissidenten ihre Anwesenheit und eröffneten das Feuer.

Vor diesem Angriff war die Struktur Jaime Martínez des EMC auf der Panamericana in der Nähe von Tunía präsent und bedrohte die dortige Polizeistation mit Gewehrfeuer und Drohnen mit Sprengstoffen. Außerdem griff sie eine Gruppe von Soldaten an. Dabei wurden mehrere Fahrzeuge beschossen und zwei Soldaten verwundet. Darüber hinaus wurde am späten Nachmittag gemeldet, dass Farc-Dissidenten die Polizeistation in Suárez mit Sprengstoff angegriffen und dabei einen Polizisten und drei Zivilisten verletzt hätten.

Am Sonntag berichteten Bürger der Gegend, dass am Wochenende illegale bewaffnete Gruppen durch die Region patrouilliert seien.

Gefährdet sind auch Politiker:innen und ihre Angehörigen. Vizepräsidentin Francia Márquez äußerte sich besorgt über die Gewalt und "die komplexe Situation der öffentlichen Ordnung" im Departamento Cauca, aus dem sie stammt. Am 10. Juli wurde die Sicherheitskarawane der Vizepräsidentin beschossen, verletzt wurde dabei niemand.

Zuvor war ihr Vater Sigifredo Márquez Ziel eines Anschlags. Mitte Juni schossen Unbekannte auf sein Auto, in dem er mit dem sechsjährigen Neffen der Vizepräsidentin unterwegs war. Kurz davor war die Ermordung des Stiefsohns des Vizeministers für ethnische Völker des Ministeriums für Gleichheit und Gleichberechtigung, Nelson Lemus, durch das EMC bekannt geworden.

Diese Region war in der Vergangenheit durch bewaffnete Konflikte und sozioökonomische Marginalisierung gekennzeichnet. Sie verbindet das Departamento Valle del Cauca mit Cauca und Nariño. Cauca ist ein strategisches Gebiet für die territoriale Kontrolle und den Drogenhandel und aufgrund dessen häufig zwischen illegalen bewaffneten Gruppen umkämpft.