Offizielle in Ecuador weiter Opfer von Mordanschlägen

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Regierung von Ecuador setzt auf martialische Mobilisierung gegen die Unsicherheit. (Screenshot)
Regierung von Ecuador setzt auf martialische Mobilisierung gegen die Unsicherheit. (Screenshot)

Quito. In der ecuadorianischen Provinzhauptstadt Portoviejo ist Claudia Martínez, Leiterin der städtischen Abteilung für Bürgersicherheit, von mehreren Bewaffneten erschossen worden. Martínez war zum Zeitpunkt der Tat am Freitag auf dem Weg zu einem offiziellen Termin.

Lokalen Medienberichten zufolge wurden die Schüsse auf die städtische Sicherheitsbeamtin in einer der belebtesten Straßen der Hauptstadt der Küstenprovinz Manabí abgegeben.

Javier Pincay, Bürgermeister von Portoviejo, drückte sein Mitgefühl aus und verlangte Maßnahmen von der Regierung: "Ich fordere die nationale Regierung auf, die Stadt zu militarisieren, um die Sicherheit für diejenigen von uns zu erhöhen, die heute in Portoviejo dienen". Er hoffe, dass das Land "zu Ehren aller Opfer der Gewalt" bald wieder Frieden finden könne.

Nur drei Tage vor dem Mord an Martínez will die Polizei einen Anschlag auf Pincay verhindert haben. Sie nahm nach eigenen Angaben mehrere Männer fest, die im Besitz von Fotos des Bürgermeisters und von Schusswaffen waren. Pincay steht nach Angaben der Behörden unter Polizeischutz, genauso wie über 40 weitere Bürgermeister:innen. Nicht ohne Grund: Erst im April wurden innerhalb einer Woche zwei Bürgermeister ermordet.

Die ermittelnden Behörden gehen davon aus, dass es sich bei dem Mord an Martínez um ein gezieltes Verbrechen handelt, haben bisher aber keine näheren Angaben zu ihren Erkenntnissen gemacht. Ricardo Zambrano, ehemaliger Abgeordneter und Freund von Martínez, vermutet einen Zusammenhang zu den Drogenkartellen des Landes.

Diese werden allgemein als Hauptursache für die Gewaltexplosion in Ecuador in den letzten Jahren angesehen. Mit einer Mordrate von 45 pro 100.000 Einwohner:innen zählt das Land zu den traurigen Spitzenreitern in der Region. Im Januar erklärte Präsident Daniel Noboa den "internen bewaffneten Konflikt". Im April ließ er in einem Referendum darüber abstimmen, ob das Militär auch ohne Ausnahmezustand im Inneren eingesetzt werden darf (amerika21 berichtete).

Der Erfolg der Regierungsmaßnahmen ist umstritten. Kürzlich äußerte Alex Ayala, Präsident der ecuadorianischen Schwertransportkammer, dass in diesem Jahr bislang 240 Fahrer:innen Opfer von Entführungen, Raubüberfällen und Morden geworden seien. Diese Zahlen, so Ayala, würden sich jedoch nicht in den offiziellen Zahlen der Polizei widerspiegeln, die lediglich drei bis vier Angriffe pro Woche registriere.

Die Regierung wirbt dennoch unermüdlich mit ihren Erfolgen. Präsident Noboa versicherte am 17. Mai, seit seinem Amtsantritt im November 2023 seien die Tötungsdelikte um 40 Prozent zurückgegangen, die Zahl der Frauenmorde sogar um 60 Prozent.

Innenministerin Monica Palencia musste bei diesem Thema kürzlich heftig zurückrudern. Zunächst hatte sie verkündet, die Kriminalität sei im Vergleich zu den ersten Monaten der Vorgängerregierung um 99 Prozent zurückgegangen. Nachdem diese Aussage auf Erstaunen und Unglauben gestoßen war, korrigierte sie sich am nächsten Tag und sagte, es habe einen Rückgang der Morde um 28 Prozent gegeben. Nach Informationen des Fernsehsenders Ecuavisa betrug der Rückgang jedoch nur 17,6 Prozent.