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"Freundschaftsbesuch": Russische Marineschiffe in Havanna eingetroffen

Ankündigung löste bereits im Vorfeld große mediale Aufmerksamkeit und internationale Reaktionen aus. US-Marine eskortiert russischen Schiffsverband

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Das russische U-Boot Kazan im Hafen von Havanna
Das russische U-Boot Kazan im Hafen von Havanna

Havanna. Am Mittwoch sind vier Schiffe der russischen Marine im Hafen der kubanischen Hauptstadt eingetroffen. Dieser der Nordflotte angehörende Verband befindet sich nach Angaben des Marine-Oberbefehlshabers, Admiral Alexander Moissejew, auf einer Langstreckenmission und steuerte dabei auch Havanna an. Die US-Marine entsandte mehrere Zerstörer und Hilfsschiffe, um den russischen Schiffsverband aus nächster Nähe zu überwachen und an der US-Küste vorbei zu eskortieren.

Ein am 6. Juni vom Außenministerium der Republik Kuba veröffentlichtes Kommuniqué zum bevorstehenden Besuch von Schiffen der Nordflotte der Russischen Föderation hatte bereits Tage vor der Ankunft international politische Aufmerksamkeit erregt. Laut der zeitgleich auch von den kubanischen Streitkräften veröffentlichten Meldung wird der Schiffsverband bestehend aus der Fregatte Gorshkow, dem atomgetriebenen U-Boot Kazan, dem Tankschiff Pashin sowie dem Schlepper Chiker bis zum 17. Juni in Havanna verbleiben.

Während des mehrtägigen Aufenthaltes werden die Besatzungsmitglieder ein Programm absolvieren, das unter anderem Treffen mit Regierungsbehörden in der kubanischen Hauptstadt und dem Oberbefehlshaber der kubanischen Marine sowie Besichtigungen von Orten von kulturellem und historischem Interesse vorsieht. Die Bevölkerung Havannas kann die Schiffe am heutigen Donnerstag und am Samstag am Kreuzfahrtterminal in der Hauptstadt besichtigen.

Obwohl derlei Besuche von Marineschiffen in kubanischen Häfen gängige Praxis sind und noch für diesen Monat das Anlaufen der Marine-Segelschulschiffe aus Kanada und Venezuela geplant sind, kommt diesem Vorgang medial und politisch besondere Aufmerksamkeit zu. Die Brisanz besteht darin, dass nur wenige Tage zuvor zahlreiche Nato-Staaten der Ukraine die Erlaubnis zum Einsatz westlicher Waffen auf russischem Gebiet gegeben hatten und die russische Regierung eine angemessene Reaktion angekündigt hatte.

Vor diesem Hintergrund betonte die kubanische Regierung, dass der Besuch der Marineschiffe als Ausdruck der historischen freundschaftlichen Beziehungen zwischen Russland und Kuba zu werten sei und den internationalen Vorschriften entspreche. Keines der Schiffe sei mit Nuklearwaffen bestückt, "so dass ihr Aufenthalt in unserem Land keine Bedrohung für die Region darstellt", heißt es in der Mitteilung des Ministeriums.

Nicht zuletzt wurde in der amtlichen Mitteilung darauf hingewiesen, dass Besuche von ausländischen Marineschiffen befreundeter Staaten in kubanischen Häfen seit Jahrzehnten gängige Praxis seien und keinesfalls als militärische Bedrohungsgeste interpretiert werden dürften.

In diesem Sinne äußerten sich auch Vertreter des US-Verteidigungsministeriums und stellten klar, dass das Anlaufen der russischen Schiffe im Hafen von Havanna keine direkte Bedrohung darstelle. Der Sprecher des Ministeriums, Devin Robinson, zeigte sich darüber hinaus nicht überrascht von der anstehenden Visite, sprach von einem Routinebesuch und verwies auf die bereits in der Vergangenheit realisierten Aufenthalte von Marineschiffen Russlands in kubanischen Häfen.

Diese Darstellung stützen auch die für ihre antikubanische Berichterstattung bekannten exilkubanischen Medien Cibercuba und Martí Noticias. Unter Berufung auf US-Regierungsvertreter wurde ebenfalls der routinemäßige Charakter betont und darauf hingewiesen, dass Russland solche Schiffsbesuche in Kuba und anderen Ländern Lateinamerikas in den Jahren 2013 bis 2021 jährlich durchgeführt habe. Zugleich zitierte Marti Noticias die Organisation von Exilkubanern "De Frente", die den Besuch scharf kritisierte und als "Akt der Unterwerfung der Inselregierung unter die russische Macht" bezeichnete.

Auch das US-amerikanische Medienunternehmen Univision wertet die bevorstehende Ankunft der russischen Schiffe nicht als reale Bedrohung für die nationale Sicherheit der USA, sondern sieht in dem Vorhaben lediglich eine Machtdemonstration Russlands vor dem Hintergrund der verstärkten militärischen Unterstützung der NATO für die Ukraine.

Während trotz dieser eindeutigen Reaktionen aus den USA und den Äußerungen aus Kuba dieses Thema weiterhin international für Debatten und Aufregung gesorgt hat, erregte das am 7. Juni von zwanzig Nato-Staaten begonnene Ostseemanöver Baltops in unmittelbarer Nähe zu Russland hingegen kaum mediale Aufmerksamkeit.