Argentinien: Universität von Buenos Aires ruft "Gehaltsnotstand" aus

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Die Präsenz der UBA auf X. Eine Grafik der alten und neuen Gebäude der verschiedenen Fakultäten
Die Präsenz der UBA auf X. Eine Grafik der alten und neuen Gebäude der verschiedenen Fakultäten

Buenos Aires. Der Oberste Rat der Universität von Buenos Aires (UBA) hat den "Gehaltsnotstand für alle forschenden, lehrenden und nicht lehrenden Mitarbeiter auszurufen". Grund dafür ist, dass die Kaufkraft der UBA-Angestellten im ersten Halbjahr 2024 um 42 Prozent gesunken ist. UBA-Vizerektor Emiliano Yacobitti erklärte, dass die Situation "sehr ernst" sei und Auswirkungen auf die Qualität der universitären Dienstleistungen habe.

Das Leitungsgremium der Universität – bestehend aus dem Rektor, den Dekanen der dreizehn Fakultäten und Vertreter:innen von Professoren, Absolventen und Studierenden – unterstützt die Gehaltsforderungen von Lehrkräften und Verwaltungspersonal und fordert die Regierung unter Staatspräsident Javier Milei zur schnellstmöglichen Lohnanpassung auf.

Die 1821 gegründete UBA ist die bei weitem größte und wichtigste Universität des Landes, die auch Kulturzentren und Verlage unterhält. Sie zählt rund 300.000 Studierende und 29.000 Dozent:innen, die in mehr als 650 Studiengängen tätig sind. Die UBA und ihre 72 Forschungsinstitute sind für knapp ein Drittel der argentinischen Wissenschaftsproduktion zuständig und haben bisher fünf Nobelpreisträger und 16 Staatspräsident:innen hervorgebracht.

Laut Vizerektor Yacobitti, zuvor (2015-19) Abgeordneter der Zentrumspartei Unión Cívica Radical (UCR) im Stadtparlament von Buenos Aires, ist das Problem nicht allein wirtschaftlicher Natur. Es liege darin begründet, dass für die Regierung von Milei "die Universität keine Priorität habe". Daher gelte der an der UBA ausgerufene Gehaltsnotstand auch für andere vom Bund getragene Universitäten des Landes.

In einem Radio-Interview schilderte Yacobitti, dass Dozenten und Professoren "nicht über die Runden kämen" und ins Ausland abwanderten, während "Verwaltungsangestellte wegen der gestiegenen Transportkosten nicht mehr täglich zur Arbeit kommen können". Laut Ricardo Manetti, Dekan der Philosophischen Fakultät, leben erstmals auch akademisch ausgebildete UBA-Angestellte unterhalb der Armutsgrenze. "Wir arbeiten mit Budgetresten und es ist quasi unmöglich", so Manetti, "unter diesen prekären Bedingungen die zweite Jahreshälfte zu beginnen".

Seit Mileis Amtsantritt hat sich die Finanzsituation der öffentlichen Universitäten dramatisch verschlechtert, die Budgeterhöhungen hinken den monatlichen Inflationsraten von mehr als 200 Prozent weit hinterher. In der vergangenen Woche forderten der Nationale Dachverband der Universitätsdozenten (Conadu), der Argentinische Universitätsverband und der Nationale Interuniversitätsrat in einer gemeinsamen Erklärung die "dringende Anpassung der Gehälter für alle Universitätsangestellten", sowie auch die Erhöhung der Stipendienbeträge.

Die Forderung nach einer umfassenden und nachhaltigen Anpassung der Dozent:innen-Gehälter war einer der zentralen Slogans der großen "marcha federal unversitaria" am 23. April (amerika21 berichtete). Vergangene Woche legte die Parlamentsabgeordnete Danya Tavela (UCR) im Kongress einen Gesetzentwurf vor, der den "Haushaltsnotstand" im Universitätssystem ausrufen soll. Der Gewerkschaftsdachverband Conadu drohte damit, die Lehrveranstaltungen im zweiten Halbjahr erst dann zu beginnen, wenn eine Gehaltsvereinbarung mit den Dozent:innen erzielt wird. Daneben wird ein neuerlicher landesweiter Universitätsmarsch im September geplant.