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Soziale Organisationen in Uruguay klagen an: "Chemieunglück verheimlicht"

Offener Brief an den Staatspräsidenten, an das Umweltministerium und das Parlament Uruguays

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"Zukünftige Generationen wollen eine lebendige Erde" (Movimiento por un Uruguay Sustentable, Movus)
"Zukünftige Generationen wollen eine lebendige Erde" (Movimiento por un Uruguay Sustentable, Movus)

50 Bürgerinitiativen, NGO’s, Umweltorganisationen und lokale Naturschutzgruppen aus Uruguay werfen der finnischen Zellulosefabrik UPM-2 und der Regierung Uruguays vor, das größte Chemieunglück in der Geschichte des Landes über einen Monat lang vertuscht zu haben. Erst im August erfuhr die Öffentlichkeit, dass beim Produktionsprozess der Firma Durchbrüche in Leitungen und im Auffangbecken für Natronlauge entstanden waren. Tatsächlich kam es bereits Anfang Juni zu den Systemschäden. Nun richteten sie einen offenen Brief an den Staatspräsidenten, an das Umweltministerium und das Parlament. Weitere zwanzig internationale Organisationen haben ebenfalls mit unterschrieben

An den Präsidenten der Republik Uruguay

An das Umweltministerium

An die Damen und Herren Abgeordnete und Senatoren

Montevideo, den 31. Oktober 2023

Aufgrund der größten Chemiekatastrophe in der Geschichte Uruguays fordern wir Strafmaßnahmen gegen das Unternehmen UPM.

Am 17. August kam die erste Nachricht einer Umweltkatastrophe an die Öffentlichkeit: Ein Austritt von 1 Million Liter Natronlauge der Firma UPM-2 in Pueblo Centenario führte in einem nahegelegenen Wasserlauf zum Aussterben allen Lebens.

Das Unternehmen und die Regierung wussten, dass es seit Juni zu Flüssigkeitsaustritten im Absetzbecken für kaustisches Soda kam, und dass es einen Bruch im Natronlauge-Wärmetauscher gab. Das Geschehen verdeutlicht die Unwirksamkeit der Kontrollsysteme des Unternehmens UPM, zeigt aber auch die mangelnde Verantwortung der “Nationalen Direktion für Qualität und Umweltbewertung”, wie auch des Umweltministeriums selbst.

Weit schlimmer noch: UPM versuchte, die Tatsache in der Presse herunterzuspielen, und das Umweltministerium brauchte 40 Tage, um über die Nachricht zu berichten. Es kündigte die Möglichkeit an, eine lächerliche Geldstrafe von 1.000 UR (ungefähr 42.000 US-Dollar) gegen UPM zu verhängen. Die Anlage ist eine von drei in Uruguay installierten finnischen Zellstofffabriken, und hat einen Nettogewinn von 650.000 US-Dollar pro Tag.

Seit Jahrzehnten prangern Sozial-, Umwelt- und Gewerkschaftsorganisationen die Missbräuche multinationaler Forstkonzerne und ihrer Zellulose-Fabriken an. Ihr Anbau von Monokulturen zerstört unser fruchtbares Land, vertreibt Kleinproduzenten, monopolisiert die Wassernutzung und beeinträchtigt in hohem Ausmaß die Artenvielfalt.

Die Umweltkatastrophe ist kein bloßer Zufall, sondern Teil des extraktiven und stark umweltschädlichen Produktionsmodells. Im September 2022 wurde eine UPM-Baumschule in Guichón, im Department Paysandú, wegen der Verunreinigung eines Baches angezeigt, weil das Unternehmen 17 nicht zugelassene, gefährliche Pestizide verwendet hatte. Wenige Tage später erteilte das Umweltministerium per Dekret die Genehmigung für diese Umweltgifte und verschaffte dadurch dem Unternehmen den Vorteil, sich aus der Verantwortung für die in dem Wasserlauf verursachten Katastrophe zu ziehen.

UPM 2 erhielt während des Baus elf Sanktionen und drei weitere in den vier Betriebsmonaten .

Aus diesem Grund, und zur Verteidigung unseres Territoriums und unseres Gemeinbesitzes, fordern die unterzeichnenden Organisationen dringend:

- Sanktionierung von UPM2 und die Totalabschaltung der Anlage, bis die Schadensursachen ermittelt und die Probleme behoben sind, um einen erneuten Unfall zu verhindern. Solange die Sanktionierung andauert, muss UPM den Arbeitnehmern das volle Gehalt sowie Zahlungen an verpflichtete Zulieferer zahlen.

- In den drei Zellstofffabriken (UPM, UPM2 und Montes del Plata) müssen Überwachungskommissionen mit monatlicher Arbeitssitzung eingerichtet werden. Sie sind für die "Beteiligung, Verwaltung und Kontrolle" durch die Bürger offen, gemäß Artikel 47 der Verfassung (vom Volk im Jahr 2004 verabschiedete Verfassungsreform) und gemäß dem Wasserschutzgesetz Nr. 18.610.

Wasser, Land und Leben müssen gepflegt und verteidigt werden! Schluss mit dem ungestraften räuberischen Extraktivismus!

Unterzeichnende Organisationen:

Agrupación de mujeres Pan y Rosas; Asamblea por el agua del río Santa Lucía; Asociación Barrial de Consumo (Aso.Ba.Co.); Asociación Civil Ambientalista de Salto (ACAS); Asociación de Asistentes Sociales del Uruguay (ADASU); Asociación Sierra de las Animas Unión de Vecinos y amigos para su conservación; Asociación Latinoamericana de Medicina Social ALAMES Uruguay; Asociación Uruguaya de Guardaparques; Autoconvocades por el Agua de La Costa; Budismo Comprometido; Comunidad de Ecosatvas; Centro Interdisciplinario de Estudio sobre el Desarrollo (CIEDUR); Clan Gubaitase Charrúa; Colectivo Autoconvocado Bilú Atit; Colectivo Coronillas San Luis, Canelones; Colectivo de Guichón por los bienes naturales; Colectivo Ecofeminista Dafnias; Colectivo La Campana Verde; Comisión de Vecinos/as en defensa de Laguna del Cisne y Solis Chico; Comisión Derecho a la Ciudad; Comisión Nacional en Defensa del Agua y la Vida; Conservación de Especies Nativas del Uruguay (COENDU); Consejo de la Nación Charrúa (CO.NA.CHA); Coordinación por el Agua; Coordinadora de Pescadores Artesanales; Cotidiano Mujer; Ecofeminismo Rio Negro; EcoFranciscanas de Uruguay; Frente de Lucha Ambiental Delia Villalba; Grupo Agua es Vida, Tacuarembó; Grupo Cerro de la Aldea, Tacuarembó; Grupo Guidaí Tekoá; Grupo Charrúa Oipik Udimar Nómade; Grupo de organización de la Feria del Libro; Anarquista de Ciudad de La Costa; Movimiento Our Voice; Movimiento por la Tierra; Movimiento por la Tierra Valizas; Movimiento por un Uruguay Sustentable (Movus); No al tren de UPM Canelones; No al tren de UPM Progreso; No al tren de UPM, Montevideo; Otro Trazado, Florida; Paysandú por un Uruguay soberano; UPM 2-NO; REDES Amigos de la Tierra; Red de Acción en Plaguicidas Rapal Uruguay; Red de Huertas Comunitarias del Uruguay; Red Uruguaya de Comunidades; Vecinos de 25 de mayo; No al tren de UPM;

Internationale Organisationen:

Adivasi ry, Finnland; Friens of the Earth, Finnland; Friends of the Earth, International; AXIAL Naturaleza y Cultura, Paraguay; Biofuelwatch, Großbritannien/USA; Debt for Climate, Finnland; Naturland, Deutschland; Environmental Paper Network, International; Elokapina (Extinction Rebellion), Finnland; Global Justice Ecology Project,International; Grupo de Trabajo de America del Sur de EPN, Ecuador; Forschungs- und Dokumentationszentrum Chile-Lateinamerika, Deutschland; Forum Ökologie & Papier, Deutschland; Fundación AbibiNsroma, Ghana; Movimiento Mundial por los Bosques Tropicales (WRM); Internacional New Wind Association, Finnland; Protect our Woods, USA; Salva la Selva, España; Skogsupproret, Schweden; Rede Alerta contra el Deserto Verde, Brasil; Rettet den Regenwald, Deutschland