Mexiko: Bandenkrieg in Chiapas eskaliert, eine halbe Million Menschen betroffen

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Die Bevölkerung befinde sich "in unmittelbarer Gefahr", warnen Menschenrechtsorganisationen
Die Bevölkerung befinde sich "in unmittelbarer Gefahr", warnen Menschenrechtsorganisationen

Frailesca/Fronteriza. Seit Mitte Juli ist der Bandenkrieg in Chiapas im Grenzgebiet zu Guatemala weiter eskaliert. Die Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Gruppen der organisierten Kriminalität um die Vorherrschaft in der strategisch wichtigen Region haben sich auf alle 14 Gemeinden der Regionen Frailesca (250.000 Einwohner) und Fronteriza (400.000 Einwohner) ausgeweitet.

Die Bevölkerung befinde sich "in unmittelbarer Gefahr", warnten Menschenrechtsorganisationen in einem dringenden Aufruf (Urgent Action). Zivilisten würden zwangsrekrutiert und es gebe Berichte über Hinrichtungen in Zacualpa, in der Gemeinde Chicomuselo. Zudem erhielten die Menschenrechtsorganisationen aus zuverlässiger Quelle Berichte über bewaffnete Zusammenstöße in verschiedenen Ortschaften wie Piedra Labrada und Galicia, beide in der Gemeinde Chicomuselo.

Am 21. Juli unterhielten kriminelle Gruppen laut der Zeitschrift Proceso mindestens 26 Blockaden mit gepanzerten Fahrzeugen auf lokalen Straßen und Überlandstraßen. Die Kommunikation mit den Anwohnern ist schwierig, da die Mafiagruppen Strom- und Telefonnetze sabotieren. Eine unabhängige Überprüfung der Angaben ist derzeit aus Sicherheitsgründen nicht möglich.

Das Nationale Netzwerk ziviler Menschenrechtsorganisationen "Alle Rechte für alle", "Dienste und Beratung für den Frieden", die Schwedische Versöhnungsbewegung und das Menschenrechtszentrum Fray Bartolomé de las Casas fordern von den Behörden Informationen über die Maßnahmen, die ergriffen wurden, um den Schutz der Zivilbevölkerung zu gewährleisten.

Zuletzt geriet Chiapas in die internationalen Schlagzeilen, als Ende Juni 19 Bandenmitglieder in einem Lastwagen in der Gemeinde La Concordia ermordet aufgefunden wurden. Sieben der militärisch gekleideten Toten waren guatemaltekische Staatsbürger, darunter ein ehemaliger Fallschirmjäger der Armee und ein ehemaliges Mitglied der Kaibiles, der gefürchteten guatemaltekischen Eliteeinheit.

Die mexikanische Regierung hat die Eskalation der Gewalt in Chiapas wiederholt heruntergespielt. Präsident Andrés Manuel López Obrador bezeichnete Menschenrechtsorganisationen sogar als Regierungsgegner, die gezielt Falschinformationen verbreiten würden. Versuche des Militärs, in die umkämpften Gebiete vorzudringen, scheitern häufig an Blockaden durch Zivilisten, zu denen diese von Mafiagruppen gezwungen werden.