Tote Geflüchtete zwischen Panama und Kolumbien nach US-Abkommen

USA will mehr Abschiebungen aus Panama. Neues Abkommen. Kolumbien kritisiert Migrationspolitik. Rekordzahlen auf der gefährlichen Fluchtroute.

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Durch den Dschungel von der Karibik bis zum Pazifik führt eine der gefährlichsten Fluchtrouten der Welt
Durch den Dschungel von der Karibik bis zum Pazifik führt eine der gefährlichsten Fluchtrouten der Welt

Panama/Bogotá/Washington. Zehn Geflüchtete sind im Dschungel von Darien auf der Migrationsroute zwischen Kolumbien und Panama gestorben. Die kolumbianischen Behörden führen ihren Tod auf die Schließung mehrerer Grenzübergänge mit Stacheldraht durch die Regierung Panamas zurück. Die Menschen ertranken vermutlich in einem Fluss, der nach Regenfällen anschwoll, weil sie an den Absperrungen nicht weiter kamen.

Die panamaische Regierung hat in den letzten Tagen an mehreren Zugängen zum Darien an der Grenze zu Kolumbien Stacheldrahtbarrieren errichtet, um den Durchgang von Migrant:innen auf dem Weg in die USA zu verhindern.

Die Regierungen der USA und Panamas haben am 1. Juli ein Abkommen unterzeichnet, um auf die Migrationsströme durch den Dschungel von Darien zu reagieren. Die meisten Menschen versuchen, über Panama an die US-Grenze zu gelangen. Die Sperrung der Grenzübergänge im Dschungel von Darién ist eine der ersten Maßnahmen der Regierung von José Raúl Mulino, der Anfang Mai zum Präsidenten Panamas gewählt wurde, um die Migration einzudämmen. "Wir werden den Darién schließen und all diese Menschen unter Wahrung der Menschenrechte zurückführen", sagte Mulino bereits Mitte April im Wahlkampf.

Die US-Regierung von Präsident Joe Biden hat jetzt sechs Millionen Dollar bereitgestellt, um Panama bei der Bekämpfung der irregulären Migration durch das Land zu unterstützen. Mit dem neuen Abkommen sollen Abschiebeflüge aus dem mittelamerikanischen Land finanziert werden. Außerdem hat Panama die Entsendung von Patrouillen entlang der Karibik- und Pazifikküste angeordnet.

"Die Situation im Darien ist unhaltbar und in vielen Fällen tragisch, und wir hoffen, dass diese Maßnahme potenzielle Migrant:innen davon abhalten wird, sich und ihre Familien durch die Überquerung des Darien in große Gefahr zu bringen", sagte Marcela Escobari, Migrationsberaterin im Nationalen Sicherheitsrat der USA. Eric Jacobstein, stellvertretender US-Staatssekretär im Büro für Angelegenheiten der westlichen Hemisphäre, erklärte, dass die Abschiebungen "ohne Rücksicht auf die Nationalität" der Migrant:innen durchgeführt würden. Diejenigen, die angeben, von Verfolgung oder Folter bedroht zu sein, werden "rigoros überprüft".

Die Abschiebungen sollen nach Angaben der panamaischen Regierung "so bald wie möglich" beginnen. Dabei handelt es sich nicht - wie in den Medien fälschlicherweise verbreitet - um freiwillige Rückführungen, sondern um Zwangsmaßnahmen. Diese sollen mit dem neuen Abkommen sogar auf ganze Familien ausgeweitet werden.

Der kolumbianische Präsident Gustavo Petro kritisierte die Regierung Panamas für die Errichtung der Blockaden: "Stacheldraht im Dschungel bringt nur Ertrunkene im Meer". Er fügte hinzu: "Die Migration wird gestoppt, indem man die Wirtschaftsblockaden aufhebt und die Wirtschaft des Südens verbessert".

Mehr als eine halbe Million Menschen haben im vergangenen Jahr den dichten Dschungel zwischen Panama und Kolumbien illegal durchquert. Die Durchquerung des Darién-Dschungels ist eine der gefährlichsten Routen in den Norden und wird auch "Route des Todes" genannt. Vor allem Menschen aus Venezuela, Ecuador, Haiti, China und Kolumbien wagen sich auf diesen Weg.

Hunderte von Menschen haben bei dieser Dschungelpassage schon ihr Leben verloren. Bis zu zehn Tage dauert der Weg durch das 5.000 Quadratkilometer große Gebiet, über unbefestigte Pfade, durch Schluchten, über Flüsse mit starken Strömungen. Hinzu kommen Krankheiten wie Malaria und Gewalt durch bewaffnete Gruppen. Letztere verlangen von den Migrant:innen hohe Geldbeträge für ihre Führung oder als Schutzgeld. Auch Schlepperbanden bieten ihre Dienste an und überlassen die Menschen nicht selten im Dschungel ihrem Schicksal. Sie werden "Kojoten" genannt. Entlang der Route gibt es auch eine hohe Zahl von Vergewaltigungen und Fällen von Verschwindenlassen.

Nach Angaben der Nationalen Migrationsbehörde Panamas haben bis Anfang Juni dieses Jahres bereits 206.000 Menschen den Weg durch den Dschungel des Darién gewagt. Bis Ende 2024 werden es mehr als eine halbe Million sein. 2023 waren es über 520.000.