Als die Militärs in Argentinien 1976 die Macht an sich rissen, begann eines der dunkelsten Kapitel in der Geschichte dieses südamerikanischen Landes. Bis zur Rückkehr der bürgerlichen Demokratie in den 1980er Jahren wurden 30.000 Menschen verschleppt, gefoltert und auf brutalste Weise ermordet.
Unter den Opern befanden sich auch rund 100 Deutsche und aus Deutschland stammende Menschen. Während sich die USA und andere europäische Staaten für ihre Bürger einsetzen, blieb die damalige BRD-Regierung tatenlos. Mehr noch: "Die damalige Regierung unter SPD-Bundeskanzler Helmut Schmidt hat aktiv mit einer der blutigsten Militärdiktaturen paktiert", sagte Karl-Heinz Dellwo, der dem Thema in seinem Verlagshaus Laika ein Buch gewidmet hat. Der Titel "Dass Du schweigst zwei Tage unter der Folter" erzählt die Geschichte des Leids – und die Schicksale mehrerer Deutscher. Die Bundesregierung habe diese Schicksale damals nicht nur sprachlos hingenommen, sondern aktiv verschleiert, sagt Dellwo im Interview mit weltnetz.tv
Mit seiner Aufklärungsarbeit will er zur Debatte über diese Vergangenheit beitragen. "Die Akteure leben noch", sagte er. Und ihre Taten seien strafrechtlich zu belangen.
Die Auseinandersetzung mit der Kollaboration mit dem Mörderregime in Argentinien ist noch aus einem anderen Grund bedeutsam. In dem Maße wie sich die Konflikte mit anti-neoliberalen Staaten Lateinamerikas zuspitzen, wiederholt sich die Geschichte. Die FDP-nahe Friedrich-Naumann-Stiftung hat den Putsch gegen die letzte demokratisch gewählte Regierung dieses mittelamerikanischen Landes Ende Juni 2009 aktiv unterstützt. Seither sind Dutzende politische Gegner der Putschisten ermordet worden. Dennoch drängt die deutsche Regierung erneut auf die Anerkennung des Regimes. Der FDP-Politiker und Staatssekretär im Auswärtigen Amt, Hans-Jürgen Beerfeltz, stellte den Verantwortlichen vor wenigen Tagen eine Millionenhilfe zur Verfügung.
Video: Constanze Knoche/Harald Neuber, weltnetz.tv
Text: Harald Neuber
Länge: 13:19 Minuten