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Honduras: Ex-Präsident Juan Orlando Hernández geht für 45 Jahre in ein US-Gefängnis

Richter bezeichnet früheren engen Verbündeten der USA als "machthungrigen, heuchlerischen Politiker", der selektiv bestimmte Drogenhändler schützte

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Früher stets bester Freund aller US-Regierungen, jetzt zu 45 Jahren Gefängnis verurteilt: Hernández mit dem damaligen Vizepräsidenten von Barack Obama, Joe Biden (Bild von 2016)
Früher stets bester Freund aller US-Regierungen, jetzt zu 45 Jahren Gefängnis verurteilt: Hernández mit dem damaligen Vizepräsidenten von Barack Obama, Joe Biden (Bild von 2016)

New York/Tegucigalpa. Am Mittwoch ist in einem New Yorker Bundesgericht das Strafmaß gegen den honduranischen Ex-Präsidenten Juan Orlando Hernández (2014-2022) verkündet worden. Er tritt eine Haftstrafe von 45 Jahren an und muss eine Geldstrafe in Höhe von acht Millionen US-Dollar zahlen. Die US-Justiz wird innerhalb der nächsten vier Monate das Gefängnis bestimmen, in dem er die Strafe absitzen muss.

Im März dieses Jahr wurde er von einer Geschworenenjury in den Anklagepunkten des Drogenhandels, des illegalen Besitzes von Waffen und Verschwörung schuldig gesprochen (amerika21 berichtete).

Noch kurz vor der Verkündung des Strafmaßes beteuerte Hernández erneut seine Unschuld und verwies auf seine jahrelange Zusammenarbeit mit den US-Behörden bei deren Anti-Drogenpolitik. Während der Sitzung gab Bundesrichter Kevin Castel zu verstehen, dass Hernández eine Erklärung abgeben, jedoch nicht seine Meinung kund tun dürfe. Castel bezeichnete ihn als einen "machthungrigen, heuchlerischen Politiker", der selektiv bestimmte Drogenhändler geschützt und dabei "beachtliche schauspielerische Fähigkeiten" gezeigt habe.

Mit diesem Urteil bleibt Hernández weit unter dem Strafmaß seines ebenfalls in New York verurteilten jüngeren Bruders Tony, der im Jahr 2019 unter anderem wegen Drogenschmuggels zu einer lebenslangen Haftstrafe und zusätzlich 30 Jahren verurteilt wurde.

Die US-Staatsanwaltschaft hatte eine lebenslange Freiheitsstrafe gefordert. Vergangene Woche forderten die Anwälte von Hernández die Mindesthaftstrafe von 40 Jahren. Sein Verteidiger Renato Stabile bestätigte indes, dass er in Berufung gehen und eine Wiederaufnahme des Verfahrens anstrebe werde.

Der ehemalige Chef der US-Antidrogenbehörde DEA, Mike Vigil, wies darauf hin, dass eine 45 Jahre dauernde Haft für einen 55-Jährigen in Wirklichkeit eine lebenslange Haft sei. "Der Richter wusste, dass er Honduras in einen Narcostaat verwandelt hat", die Beweismittel seien überzeugend. Hernández habe weder Reue gezeigt, noch sich entschuldigt.

Ana Garcia, die Ehefrau des Ex-Präsidenten, erklärte, dass Hernández an die US-Justiz glaube und insistierte auf die Unschuld ihres Mannes. Kein Familienangehöriger war im Gericht anwesend, da ihre Visaanträge abgelehnt wurden. Kritisch äußerte sich García gegenüber Castel: "Ein Richter, der Honduras nicht einmal kennt, hat es gewagt, so viele Dinge gegen meinen Mann zu sagen, dass ich mich schäme, entrüstet und wütend bin."

Die Nationale Partei Honduras ‒ die Partei von Hernández ‒ bedauerte seine Situation, distanzierte sich jedoch erstmalig. "Jede Person ist für ihr eigenes Handeln verantwortlich. Politische Parteien können und sollten nicht nach den Taten ihrer Mitglieder oder Vertreter beurteilt werden", hieß es in ihrer Stellungnahme noch am selben Tag.

Im Prozess kamen einige bereits wegen Drogenhandels verurteilte Straftäter zu Wort, die weitere Funktionäre aus den großen honduranischen Parteien beschuldigten. In einem Exklusivinterview mit der Zeitung El Faro sagte Fabio Lobo, der wegen Drogenhandels verurteilte Sohn des ehemaligen Präsidenten Porfirio Lobo, dass Juan Orlando Hernández "das Gehirn hinter Tonys kriminellen Aktivitäten" gewesen sei.

Die honduranische Generalstaatsanwaltschaft teilt in einem Kommuniqué mit, dass sie gegen Hernández, einige seiner Familienangehörigen sowie gegen ehemalige Minister und Funktionäre ermitteln werde. Ein Team der Behörde sei während des gesamten Prozesses im Gericht anwesend gewesen und habe alle Informationen gesammelt, um weitere Ermittlungen im eigenen Land durchzuführen.