Santiago. Eine Anwaltsgruppe in Chile fordert die sofortige Verhaftung des israelischen Soldaten Saar Hirshoren, der in Patagonien ausfindig gemacht wurde. Er soll an der Sprengung von Wohngebäuden im Gazastreifen beteiligt gewesen sein. Dies gilt nach internationalem Recht als Kriegsverbrechen. Der genaue Aufenthalt von Hirshoren ist zwar unbekannt, er hat aber Bilder aus dem chilenischen Teil von Patagonien auf seinem privaten Instagram Account gepostet.
Nach Angaben der Anwälte kam er über Brasilien und Argentinien nach Chile. Wegen Flucht- und Verdunkelungsgefahr müsse er sofort festgenommen werden.
Saar Hirshoren war Teil des Pionierbataillons 749 und war mutmaßlich an der Sprengung von Wohngebäuden und Kultureinrichtungen in Gaza beteiligt. Er hatte dazu Bildmaterial und Kommentare auf seinem Instagram Account veröffentlicht.
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Im Dezember 2024 hat die Hind Rajab Foundation (HRF) eine detaillierte Beschwerde beim Internationalen Strafgerichtshof eingereicht, die sich gegen Angehörige des Bataillon 749 richtet, darunter gegen Hirshoren und den stellvertretenden Befehlshaber Oberstleutnant Adi Bekore. Letzterer hatte öffentlich erklärt "Gaza dem Erdboden gleichzumachen". Die Klage benennt unter anderem Massenmord, Deportierung, Folter, Angriffe auf die Zivilbevölkerung und zivile Objekte, Verursachung übermäßiger Kollateralschäden sowie Einsatz illegaler Methoden der Kriegsführung.
Auf den Fall aufmerksam geworden, hat die Vereinigung Palästinischer Rechtsanwälte zusammen mit einer Gruppe von 620 chilenischen Anwälten einen Antrag zur sofortigen vorläufigen Festnahme des Soldaten gestellt. Grundlage ist das Gesetz Nummer 20.357, das die Unverjährbarkeit und Extraterritorialität der Verfolgung von Verbrechen gegen die Menschheit, Völkermord und Kriegsverbrechen regelt sowie die Bestrafung für ihre Urheber und/oder Täter festlegt. Chile ist auch Unterzeichner des Römisches Statut des Internationalen Strafgerichtshofs, was ebenfalls zur Verfolgung der angeführten Verbrechen verpflichtet.
Die HRF konnte Hirshoren bereits in Brasilien, auf der ersten Station seines Südamerikatrips, ausfindig machen und erwirkte dort vor einem Bundesgericht Ermittlungen wegen Völkermordes. Die Staatsanwaltschaft unterstützte die Anzeige, was von der HRF als "Meilenstein bei der Verfolgung der von Israel begangenen Verbrechen" gewertet wird.
Danach wurde Hirshoren in Argentinien lokalisiert, wo ebenfalls ein Antrag auf Festnahme bei der Bundesstaatsanwaltschaft für Verbrechen gegen die Menschheit in Buenos Aires erwirkt werden konnte. Dennoch gelangte Hirshoren unbehelligt nach Chile.
Die in Belgien ansässige Hind Rajab Foundation hat sich zum Ziel gesetzt, Soldaten und Kommandeure der israelischen Streitkräfte weltweit zu verfolgen, um sie zur Rechenschaft zu ziehen, wenn sie im Verdacht stehen, an Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschheit beteiligt zu sein.
Ähnliche Fälle von Anzeigen und versuchten Festnahmen sind aus Sri Lanka, Thailand, Belgien, Holland, Serbien, Irland und Zypern bekannt. Das israelische Nachrichtenportal fokus-jerusalem.tv berichtet, dass in allen Fällen das israelische Sicherheitsministerium eingriff, um die Soldaten zu evakuieren, bevor es zu einem Verhör oder einer Verhaftung kam.
Aufgeschreckt von der inzwischen weltweit organisierten Verfolgung der von der israelischen Armee begangenen Verbrechen hat das Oberkommando dringend davor gewarnt, Informationen vom Kriegsgeschehen in den sozialen Netzen zu verbreiten.