Guatemala / Politik

Guatemala: 156 Landkreise ohne Morde im ersten Halbjahr

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Polizeikräfte entdecken ein Waffenarsenal am Hafen Santo Tomás de Castilla im Departamento Izabal
Polizeikräfte entdecken ein Waffenarsenal am Hafen Santo Tomás de Castilla im Departamento Izabal

Guatemala-Stadt. Die Zahl der Morde im Land ist um sieben Prozent gesunken. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres wurden 1.198 Morde registriert, im selben Zeitraum des Vorjahres waren es noch 1.285 Tötungsdelikte.

In den Departamentos mit traditionell hoher Mordrate sank diese leicht, in Guatemala-Stadt wurden 2,6 Prozent weniger Tötungsdelikte registriert, in Escuintla 11,7 Prozent und in Izabal 17 Prozent. In den Departamentos des Hochlandes, die traditionell eine geringere Mordrate verzeichnen, ist der Rückgang noch deutlicher. In den Departamentos Totonicapán, Sololá und Baja Verapaz sank die Mordrate um 50 Prozent, 88.8 Prozent und 33,3 Prozent.

19 der 22 Departamentos konnten Landkreise aufweisen, in denen es keine Mordfälle gab. Die vier Departamentos mit den meisten Landkreisen ohne Tötungsdelikte sind Sololá, Quetzaltenango, San Marcos und Huehuetenango. Sie liegen alle im Hochland und weisen einen hohen Anteil indigener Bevölkerung auf. In vielen dieser Regionen existieren indigene Selbstverwaltungsstrukturen, die neben politischen auch polizeiähnliche Aufgaben übernehmen. Insgesamt gab es in 156 der 340 Landkreise im ersten Halbjahr 2024 keine Tötungsdelikte, das entspricht 46 Prozent der Landkreise.

Die Bekämpfung der Kriminalität war eines der Wahlkampfversprechen des progressiven Präsidenten Bernardo Arévalo, der Guatemala seit Mitte Januar regiert. Edis Fabián, Stellvertretender Direktor der Policia Nacional Civil (PNC), wies gegenüber den Medien auf verschiedene Maßnahmen der vergangenen Monate hin. So seien 3.800 Razzien durchgeführt worden, 46 kriminelle Organisationen zerschlagen und 461 ihrer Mitglieder inhaftiert worden. Innenminister Francisco Jiménez erklärte, es wurden 96 Durchsuchungen in den 22 Gefängnissen des Landes durchgeführt. Allgemein wird in Guatemala davon ausgegangen, dass Straftaten wie Schutzgelderpressungen aus den Gefängnissen koordiniert werden, einige Haftanstalten gelten als durch kriminelle Banden kontrolliert.

Nach dem Mord an dem indigenen Sänger Jorge Sebastian Pop Chocoj (amerika 21 berichtete) im Mai, der im Land für Empörung sorgte, hatten Polizeieinheiten großangelegte Razzien durchgeführt. Dabei wurden unter anderem Krokodile und Greifvögel gefunden sowie "Callcenter" stillgelegt, von denen aus laut Ermittlungsbehörden Drohanrufe im Zusammenhang mit Schutzgelderpressungen getätigt wurden. Dies hatte auch international für Schlagzeilen gesorgt.

Lizandro Acuña, Sicherheitsexperte am Institut für Analyse und Erforschung nationaler Probleme an der Universität San Carlos, bewertete die rückläufige Tendenz bei den Tötungsdelikten als positiv.

Er wies jedoch darauf hin, dass die Wahrnehmung von Gewalt unvermindert anhält. Er mahnte, dass die Probleme im Zusammenhang mit dem organisierten Verbrechen, dem Drogenhandel und der kriminellen Entwicklung der Banden angegangen werden müssen. Diese Strukturen würden nach wie vor Anlass zur Sorge geben.

Die Mordrate ist in Guatemala schon seit einigen Jahren rückläufig. 2009 gab es noch 6.498 Morde. Es war damit das gewalttätigste Jahr nach dem Ende des Bürgerkrieges (1960-1996). 2023 waren es 2.942 Morde. In Mittelamerika ist Guatemala nach Honduras aber immer noch das zweitunsicherste Land, in ganz Lateinamerika auf Platz zehn.